Ungleichheit in Deutschland so groß wie 1913
Von Verena Nees
In Deutschland ist die soziale Ungleichheit so groß wie 1913, vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Diese bemerkenswerte Tatsache geht aus dem „Bericht zur weltweiten Ungleichheit“ hervor, den Wirtschaftswissenschaftler unter Leitung des französischen Ökonomen Thomas Piketty letzte Woche veröffentlicht haben (wir berichteten).
Danach vereinnahmten die reichsten zehn Prozent der deutschen Bevölkerung im Jahr 2016 vierzig Prozent des gesamten nationalen Einkommens. Auf die untere Hälfte der Bevölkerung entfielen dagegen nur 17 Prozent. Der Anteil der Reichen und Superreichen ist vor allem seit Mitte der 1990er Jahre steil angestiegen, während die unteren Schichten einen massiven Einbruch erlebten. Laut Piketty-Bericht wird sich diese Tendenz weiter verschärfen.
In den 1960er Jahren verfügten die unteren fünfzig Prozent der Bevölkerung noch über etwa ein Drittel des Nationaleinkommens, wie die Wissenschaftlerin Charlotte Bartels vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erläutert. Während sich die Einkommen der Spitze und der unteren Hälfte der Gesellschaft weit auseinanderentwickelten, konnten die sogenannten Mittelschichten (50 bis 90 Prozent) ihr Einkommen in etwa halten.
Auch wenn die Ungleichheit noch nicht dasselbe Ausmaß wie in den USA erreicht hat, wo inzwischen die drei reichsten Individuen so viel Vermögen besitzen wie die ärmsten fünfzig Prozent, sind die Zahlen für Deutschland dramatisch. Zum 200. Geburtstag von Karl Marx ist die Klassengesellschaft auch in dem Land zurückgekehrt, das sich nach dem Zweiten Weltkrieg als soziale Marktwirtschaft rühmte. Der Klassenkampf steht wieder auf der Tagesordnung.
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