Traurig
Traurig sitzt man oft alleine,
Glück ist immer nebenan.
Man versteht, so gut man kann
und geht jedem auf den Leime.
Schau auf meine letzten Jahre.
Jeder Tag nimmt mir was weg.
Sitze still auf meinem Fleck.
Im Verzichten liegt das Wahre.
Pflanze Blumen, feg Terrasse
und ertrag das Nichtigsein.
Traurig ist man ganz allein
einer aus der dummen Masse.
Manchmal hör ich ihn schon flitzen,
der mir durch die Knochen fährt.
Traurig bleibt man unbegehrt.
Irgendwann bleib ich hier sitzen.
Sirius
Reset the World!
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Wie traurig klingt das denn, lieber Sirius...
Traurig ist man ganz alleine,
froher Mut lockt Menschen an.
Fließen Tränen dann und wann
bleiben sie nur noch zum Scheine..
Alles Liebe
Frollein a.
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Das ist keine Welt mehr zum Fröhlichsein, liebes Frollein.
Hab Dank für deine optimistische, ergänzende Strophe!
Sirius
Reset the World!
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Traurig deine Zeilen klingen,
geben Anlass mir zum Denken.
Will ein Lächeln dir gern schenken.
Wird es zu dir überspringen?
Leo
Schreiben macht schön.
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"Glück ist immer nebenan." Vielleicht ist das das Wesen des Glücks: immer außer Reichweite, aber doch so nahe, dass man es zu sehen vermeint. Letztendlich, wenn es hart auf hart kommt, hat man immer auch sich selbst. Und das ist nicht das Schlechteste, weil: Welt findet immer in einem selbst statt.
Gern gelesen, Sirius.
LG
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Ja , das finde ich auch - happiness is a decision!
Eigentlich waren meine Zeilen nicht optimistisch, Sirius, das Sie in der letzten Zeile sollte sich auf die Menschen und nicht auf die Tränen beziehen.
Beste Grüße
Frollein a.
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Hey Sirius!
Zeilen mit einer tiefen Tragweite und viel Mut. Dem muss ich Bewunderung zollen.
Es gab eine Phase in meinem Leben, in der ich recht versiegelt war. Die Zeilen, die Du geschrieben hast, geben das ganz gut wieder.
Das Problem sind Bedürfnisse und manchmal ist man wie ein Spaziergänger mit einem Fernrohr und schaut zum Leuchtturm, der auf einer Insel steht.
Es gibt Zeiten, in denen Dinge ganz weit weg scheinen. In den Zeiten hält man das Fernrohr falsch herum. Und dann gibt es Tage, wo alles klar ist, weniger diffus. Man kann jede Linie klar erkennen.
Sich alleine zu fühlen und traurig zu sein sind keine schönen Dinge. Aber sie lehren uns viel und bringen uns das "Ruhen" bei. In einer Zeit, wo jeder Mensch so getrieben ist wie ein Hamster im Rad, kann das zu einem Geschenk werden.
Ich kann mich noch an ein Gespräch mit nem Kumpel erinnern. Der hat alles in seinem Leben erreicht. Freunde, krasser Job, ökonomische Sicherheit, eine wundervolle Frau.
Zum damaligen Zeitpunkt war ich traurig, arbeitssuchend und allein. Der gesamte Tag war mir sozusagen vierundzwanzig Stunden vergönnt. Freiheit, die keine Grenzen kennt, wird zum Gefängnis.
Doch das Gespräch mit ihm war ernüchternd und aufbauend. Denn ihm gings scheiße. Er war angepisst von der Gesellschaft, von der Inkompetenz der Professorenschaft in der Universität, dem Älterwerden, der Verfall usw usf. Also wieso gings ihm beschissener als es mir ging?
Er meinte später noch, ich solle mich glücklich über die Zeit und meine Ruhe schätzen, weil er all das nicht hatte.
Also muss ich etwas besessen haben, was von großen Wert war.
Ich denke, ohne meine Gedanken weiter auszuweiten, dass der Umgang mit solchen Gefühlen unbedingt reflektiert und konstruktiv sein sollte.
Dann gibt es für jeden Menschen Linderung und Heilung.
Die gab es auch für mich.
Und egal welchem Quell die Zeilen entspringen; dem wünsch ich das auch.
Ohren steif halten Sirius!
Die Erdanziehung macht schon genug kaputt
vlg EV
Mit dem Dichten: mach lieber sachte!
Mal sprießt das Wort!
Mal fragts: "Was machste?"
hot dr maa ka rischtsche maad, werdr stumpf un desolat
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Hallo Eisenvorhang,
ich danke dir herzlich für deinen ausführlichen Kommentar!
Ich bin ja gar nicht allein, ich bin nur manchmal ein wenig traurig, wie halt jeder mal.
Das eigentliche Problem aber war, dass ich lange kein Gedicht mehr geschrieben habe, das mir die Worte nicht kamen. Ich wollte unbedingt mal wieder schreiben und sehen, was es wird.
Es ist nicht so geworden, wie Sirius sonst schreibt.
Aber es ist für mich wieder ein Anfang, so wie jemand, der nach einem Unfall wieder das Gehen lernt.
Ich wollte einfach partout ein Gedicht schreiben, und ich schreibe meist traurige Dinge. Der Inhalt gibt also nicht unbedingt meine Situation wieder, sondern ist nur ein festgehaltener Moment der Übellaunigkeit oder der Traurigkeit, letzterer über mein eigenes Versagen.
Ich danke dir sehr, dass du mir persönlich Auftrieb geben willst, aber wäre ich so traurig, wie es anscheinend rüberkommt, dann komme ich aus jedem Tief wieder selbst raus.
Ich danke dir jedenfalls ganz herzlich!
Liebes Frollein,
jetzt lese ich deine Zeilen ganz anders und kann ihnen nur zustimmen. Sorry, dass ich dich wiedermal falsch verstanden habe!
Und weegee: Auch dir herzlichen Dank für deinen wie immer fein geschriebenen Kommentar. Und zudem hast du so recht: Man hat immer noch sich selbst.
Sirius
Reset the World!
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Da spricht sich Heutiges aus, millionenfach, Sirius. Die Ideologie des Individualismus, die dem Kapitalismus so gut tut, weil einer allein nichts ändern kann. Ein völliges Verzagtsein, der Unglaube an die eigene Kraft, die Dinge ändern zu können, mir allerdings ein bisschen zuviel Larmoyanz. Und wie es im deutschen Liedergut üblich ist, letztlich immer der Gedanke an den Tod.
Inhaltlich fehlt mir nur noch, dass sich dein lyrisches Ich Gedanken darüber macht, warum das so ist. Dann wäre das Gedicht perfekt, und die wie ein Schleier über dem Gedicht liegende larmoyante Stimmung hätte die Chance, umzuschlagen in Optimismus.
Ein Trochäengedicht, umarmender Reim, die Kadenzen stimmig in jeder Strophe - hab nichts zu meckern. Nur in der 1. Strophe der Reim ...eine - Leime nicht korrekt. Leim im Akkusativ ist Leim, du aber benutzt die Dativendung Leime, die es im Akkusativ nicht gibt. Auch das "m" stimmt in diesem Fall nicht. Diese Verszeile bedarf unbedingt der Überarbeitung.
Gut, Sirius. Hab es gern gelesen.
Angelika
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Obwohl schon vieles zu deinem Gedicht geschrieben wurde, kann ich nicht einfach daran vorbeigehen ohne ein paar Gedanken dazulassen. Ist's doch meine Wellenlänge.
Melancholie fasziniert mich stets aufs Neue.
Es ist wie eine kleine Reise in die Traurigkeit - ohne unbedingt selbst im Mittelpunkt derer stehen zu müssen.
Dazu kann man eine Stimmung nutzen, oder manövriert sich in diese hinein.
Sicher steckt zwischen der einen oder anderen Zeile etwas Erlebtes.
Eine Art lyrischer Schmerz.
Kurzum, deine Verse finde ich wieder sehr gelungen, Sirius!
Jonny
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Dankeschön für die inhaltliche Analyse, Angelika, die ich jetzt auch erst nachträglich so wahr nehme.
Der Reim als solcher ist natürlich nicht okay, aber was will man machen, mein LI wollte es so.
Dankeschön für deinen Kommentar!
Lyrisch bin ich ja meistens melancholisch, Jonny, und Empfindungen realer Art stecken natürlich immer in den Zeilen. Irgendwo muss ja die Melancholie herkommen. Ich schreibe mich auch meistens in diese Stimmung hinein, wenn ich erst einen Anfang habe. Ja, "lyrischer Schmerz" ohne blaue Flecken klingt großartig!
Dankeschön, Jonny!
Sirius
Reset the World!
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Aber, ist es nicht so, Sirius, Jonny, dass es allermeistens die Traurigkeit und Wut und Melancholie und Verzweiflung über die "Verhältnisse" ist, die einen schreiben lässt? Unzufriedenheit macht Kunst. Zufriedenheit schmeißt nur Prilblumen. Glück ist nur ein kurzes Aufblitzen. Das Negative, Bohrende ist auf Dauer das Interessantere. Also ich trage ständig einen leicht melancholisch-unzufriedenen Grundton mit mir rum und fühle mich ziemlich wohl damit.
LG
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Ja, so ist es natürlich, weegee, dass einem die Traurigkeit und die Melancholie und sonstige Empfindungen schreiben lässt. Und ich frage mich auch nicht jedesmal, ob die Melancholie nun handwerklich korrekt ist. Und am nächsten Tag hab ich auch nicht mehr das Feeling für das Gedicht, um Worte auszutauschen. Die Worte, die kommen, muss ich nehmen, auch wenn sie nicht gefallen. Ich weiß ja selbst, wenn etwas nicht optimal ist.
Und Verzweiflung und Wut machen gute Worte, die schlechte Gefühle wegmachen.
Sirius
Reset the World!
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