Letzte Meldung
X

An alle neu registrierten Benutzer!

Wir achten hier auf den Datenschutz. Insbesondere auf die Privatsphäre unserer Mitglieder. Wer sich nur anmeldet, um am "Küchentisch" mitzulesen oder nur Mitgliederlisten einsehen will, wer nur Spam posten möchte und nicht auf meine PNs reagiert, den lösche ich wieder.

RE: Der traurige Gast

#1 von Sirius , 18.03.2019 19:25

Aufstieg in die Losigkeit

Begegnungen: Matthias Nawrats stiller, intensiver Roman „Der traurige Gast“.
Er verschweigt uns nicht nur seinen Namen, sondern gibt auch sonst nicht viel von sich preis. Immerhin kann man davon ausgehen, dass der Erzähler einiges mit Matthias Nawrat, dem Autor des Buches, zu tun hat. Er ist wie dieser im polnischen Opole geboren, knapp vierzig und wohl „Der traurige Gast“ des Titels. Er lebt mit einer Veronika zusammen in einer Wohnung im Wedding. Eine gute Partnerschaft? Kommen sie finanziell zurecht? Schließlich ist er Schriftsteller und wird in einer Tankstelle jobben. Wollen sie Kinder? Wie soll das gehen?

Diese Wohnung will er umgestalten lassen, aber das ist nur so eine Idee. Und auf die Frage der Architektin, bei der er deshalb vorspricht, ob er nur vorübergehend oder für immer dort leben will, erschrickt er und antwortet: „Erst einmal für immer. Später dann vielleicht nicht mehr.“ Wenn man bei diesen Sätzen verweilt, schneiden sie tief hinein in die Tragik des Unverbindlichen, des aufgeschobenen Lebens, des routinierten Verharrens im Uneigentlichen.

Ein Mensch ist ein Gast, wenn er nicht zu Hause ist. In diesem Roman, der sich wie ein Kaleidoskop aus lauter beiläufig tiefsinnigen Beobachtungen zusammensetzt und immer wieder in diese zerfällt, trifft der Gast auf ein paar Leute, die selbst nicht zu Hause sind, aber immerhin noch die Verbindung zu etwas Abgerissenem spüren, daran leiden: Besagte Architektin Dorota stammt ebenfalls aus Opole, ihre Familie wurde von den sowjetischen Behörden aus dem einst polnischen, zwischenzeitlich habsburgischen, dann westukrainisch-sowjetischen Stanislawow (heute Iwano-Frankiwsk) dorthin umgesiedelt, nachdem man die Deutschen aus Oppeln vertrieben hatte: „Jede Stadt ist, strukturell gesehen, ähnlich“, erklärt sie dem traurigen Gast, „sodass es offenbar möglich war, dort einfach wieder zusammenzuwohnen wie zuvor in Stanislawow. Wenn man von den Gefühlen absieht.“

Weiterlesen:

https://www.fr.de/kultur/literatur/matth...t-11836874.html


Reset the World!

 
Sirius
Beiträge: 26.255
Registriert am: 02.11.2015


   

Vea Kaiser: Komm frühstücken, es gibt Bauchspeck!
Dem Inventar nahe rücken

  • Ähnliche Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag
Xobor Ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz