Der letzte Gast
Wen willst du, Herz, noch einladen als Gast;
wem willst die Tür du öffnen, ihn ins Haus zu bitten.
Der Winter kommt doch schon auf dunklen Wegen,
die Raben krächzen hungrig auf den Stufen.
Kein Mensch will mehr am Haus vorübergehen,
verstreut liegt alles in den Zimmern auf dem Boden,
kein Maß in diesem Haus und keine Waage mehr zu finden,
kein Most im Keller, keine Glut im Herd.
Nirgendwo Fenster in den kahlen Wänden,
und auf dem Tische dicker Staub, kein weißes Tischtuch;
die Gläser sind zerbrochen – wohl von Fremden,
kein Licht, das diese Finsternis erhellt.
Du Gasthaus, armes Herz, bist ganz verlassen;
kein Brot, kein Tropfen Wein ist da,
wie lange mag es her sein, dass man hier
in ausgelassner Runde mit den Gästen saß!
Auf einen Gast alllein muss ich noch warten;
er kommt bestimmt, er wird mich nicht enttäuschen,
will nichts zum Essen, nichts zum Trinken,
er macht nur hinter sich die Türe zu.
Alojz Gradnik
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