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RE: Hö ma Angie

#1 von Karl Ludwig , 30.01.2018 13:40

Die Kanzlerin hatte zur Strategiebesprechung geladen und blickt nun ernst in die Runde.

„Es besteht akuter Handlungsbedarf! So kann es nicht mehr weiter gehen. Der Bürger ist verunsichert, wenn nicht gar schwer enttäuscht. Nicht ein einziges Umweltschutzziel wurde erreicht. Dem Bürger wird langsam klar, dass wir weder den Atommüll im Griff haben noch unsere Parteien.“

Die Mächtigen der Republik nicken zustimmend.

„Das lässt sich auch nicht mit einigen verbal-guten Absichten in Ausschüssen und Projektgruppen verschleiern. Die Leute ahnen allmählich, dass nur etwas passiert, wenn jemand damit Geld verdienen kann. Wir müssen eine Strategie entwickeln, die den Zorn von den Politikern auf andere Missstände umleitet.“

EmPunktEm (steht für Matthias Müller) erhebt Einwände.

„Schwierig. Die Meisten halten Politiker für machtgeile Nulpen. In ihren Augen sind sie nur strategielose Zauderer, stets hinterher hinkend, ohne den Hauch einer Vision.“

Die Mächtigen der Republik nicken zustimmend.

Die Kanzlerin merkelt: „Es kommt noch schlimmer: Den Politikern gönnen gewisse, aufwieglerische Kreise noch nicht einmal mehr die Übernahme der Mieten per Monat pauschal für 4.300,00 €, Bürobedarf 1.000,00 €, 600,00 € Bahncard, und das eigentliche Gehalt von 9.500,00 €. Doch ihr Bosse könnt euch Millionenboni genehmigen und kaum jemand findet das pervers. Das Land versinkt im Dreck der Industrie, für welche Ihr die Verantwortung tragt, aber keinen juckt es, außer einigen lächerlichen Umweltschützern. Und nun haben sich irgendwelche Verwirrte die Nebeneinkünfte von Abgeordneten vorgenommen, als ob ein Beratervertrag mit einer Firma die Plastiktüten herstellt für einen Umweltminister ein Interessenskonflikt sein müsste. Oder ein Agrarminister, der, vermutlich als stiller Nutznießer, billigend die Vergiftung der Bevölkerung durch alle möglichen Gifte zulässt. Ist doch alles alternativloser Sachzwang, rein geschäftlich, wie wir zu sagen pflegen.“

Die Mächtigen der Republik nicken zustimmend.

„Es muss etwas geschehen. Wir brauchen mehr Moral und der mündige Bürger hat den Regierenden zu vertrauen: Wir benötigen einen Skandal, der uns Politiker in gutem Licht dastehen lässt. Etwas, worauf wir Bürger-vertretend einprügeln können um uns alle als verantwortungsvolle Anwälte des Volkswillen zu profilieren. Wenn nämlich Abgeordnete die gleiche Meinung vertreten wie ihre Bürger, schafft das Sympathien zwischen diesen Peergruppen. Bei der Dieselaffäre schon konnten wir Politiker uns schwer empört auf die Seite der getäuschten Verbraucher schlagen – ist eh bald verjährt. Aber herrlich meckern konnte man und Konsequenzen verlangen. Immer in dem Wissen, dass man eine Institution wie Volkswagen nicht wirklich schaden kann (Too big to fail). 87 % der Deutschen würden VW wählen, wenn VW denn eine Partei wäre.“

Die Mächtigen der Republik nicken zustimmend.

„Zu unserem Glück gingen bei der ganzen Aufregung andere, peinlichere Informationen fast unter, z.B.: Dass bislang kaum eine Maßnahme zum Umweltschutz wirklich gegriffen hat. Dass Revanchismus, Totalitarismus, Nationalismus und dieser ganze Dreck von Gestern, endlich auch bei den Deutschen Volksparteien angekommen ist. Man behauptet postfaktisch: Alles, was wir versprachen besser zu machen, wurde nur noch schlimmer. Und nun hämmern sie müpfelig auf die Nebeneinkünfte der Abgeordneten ein. Wir brauchen dringend einen Skandal, der von unserem Versagen ablenkt.“

Die Mächtigen der Republik nicken zustimmend.

„Also: Ihr gebt erst eine kleine Schweinerei zu. Wenn sich die Empörung droht zu legen, schiebt ihr eine weitere nach. Konto auf Kaiman. Steuerflucht etc. Irgendetwas in dieser Art. Dann können wir in unseren Reden betonen, dass wir so was nicht gutheißen und selbstverständlich überhaupt nicht so wären, weswegen man uns unbedingt vertrauen sollte!“

Die Mächtigen der Republik nicken zustimmend, auch wenn einige von ihnen diese Logik etwas unlogisch erscheint.

Weil und Husmann, Politiker, die auch im Aufsichtsrat von Volkswagen sitzen unterbreiten den rettenden Vorschlag: „Erst einige überflüssige Tests an Affen zugeben. Einige Tage später Tests an Menschen zugeben. Nächsten Monat Tests an Kindern und Alten gestehen. Und als Krönung: Tests an Wal und Delfin.“

Die Mächtigen der Republik nicken zustimmend.

„Und die Kommentatoren werden schäumen. Betroffenheit im Akkord simulieren. Und weiter von unserem Versagen auf allen Gebieten ablenken.“

Noch ein Merkelspruch fürs Parteibuch? Im Versagen waren wir schon immer Spitze. Sonst wären Politiker nämlich selber Industriebosse.

https://www.abgeordnetenwatch.de/blog/20...-der-wirtschaft


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RE: Hö ma Angie

#2 von Sirius , 30.01.2018 22:55

Die wahren Versager sind das Volk, weil das noch dämlicher ist.
Und wenn man die Zahlen sieht, die Beträge, die sich die Volks(?)vertreter in die Tasche stecken und gleichzeitig weiß, was einer Mutter, die Hartz IV-Empfängerin ist, droht, wenn sie die Strampelhosen ihres Babys bei ebay vertickt und die drei Euro nicht bei der Arge angibt, dann könnte ich diesem Geschmeiß stundenlang in die rechte Fresse hauen.
Deine Satire aber ist gut, auch wenn ich eurer "Angie" so viel Selbstreflektion nicht zutraue.

Sirius


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Was so alles „gemeinnützig“ ist

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