Das Fenster ist sperrangelweit offen, die Heizung sperrangeleng aus. Draußen brüllen sich die Vögel an, ich höre es mit Wohlgefallen. Wesentlich unangenehmer sind ja Leute, die beleidigt rumblöken.
Klar, ich weiß, dass dieses liebliche Vögelgeträller für den Vogel persönlich Schwerstarbeit bedeutet. Da geht es um Platzhalter, Rumgestrunze und überhaupt ganz allgemein um das Wunder der Natur, welches sich erneut durchsetzt, nachdem es Monate lang geschmollt hatte. Knospen knospen, unanständig prall, Katzen wollen katzeln, genau so wie die Vögel auch bloß ihr Ding durchziehen wollen.
Ich sitze am Fenster und spiele Gitarre:
Frühling ist's! Nach langen Wintern!
Vögel menscheln voller Zier.
Hunde küssen sich den Hintern.
Doch wer küsst mir?
Eine Nachbarin blickt anerkennend nach oben, während sie den Müll wegbringt; ich spiele einen komplizierten Riff, den ich, bzw. meine Finger, nach jahrelanger Wiederholung perfekt beherrschen. Jah, der alte Mann hat immer noch den Rock-Blues in den Knochen. So was lernt man nicht zwischen Tür und Angel, das dauert Jahre, Baby. Sie lächelt leise, vielleicht hatte sich schon lange keiner mehr wegen ihr Mühe gegeben. (Viel mehr als vielleicht ein halbes Dutzend Gitarrenstücke der Extraklasse beherrsche ich ja nicht, bloß jede Menge Garagenmusik, - halt brauchbare Haushaltsware)
Dann, als ich mir sicher bin, dass niemand zu hört, trainiere ich Classical Gas, und zwar im doppelten Cloheimer Picking, das ist schon ohne Griffwechsel und Melodie ein Fingerbrecher. Immerhin sitzen die ersten zwei Takte inzwischen. Demnächst nehme ich mir den dritten Takt vor. Tommy Emmanuel kann einpacken. Ha!
Und wieder mal einen Winter überlebt. Ich hole tief Luft und denke daran, vielleicht mal wieder zu meditieren. Ich weiß nämlich, dass mir so was gut bekommt.
Statt dessen lasse ich die 'Grammatikopoetika' sein und wahlfrei 'der, die, das' Bong auch, und rauche ein sächliches Kawumm, aber streng Bio.
Frühling ist's. Kätzchen treiben,
aus an jedem Haselstrauch.
Unkeusch stehen prall die Weiden.
(Katzen treiben's zur Zeit auch)
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Glaube mir, Karle, ich freu mich ebenso über den Frühling.
Meine Wohlfühltemperatur (ab 25 Grad aufwärts) rückt langsam näher.
Während du deine Nachbarin(en) den Restmüll vor Verlegenheit in die Biotonne kippen lässt,
weil sie unentwegt nach oben schauen, sitze ich in der Frühlingssonne und warte darauf,
dass die Röcke wieder kürzer - und die Nächte länger werden...
Und Respekt vor deinen Gitarrenstücken!
Ich wollte es ja auch mal lernen, aber irgendwie sollte es nicht sein.
Grüße in deinen Abend
Jonny
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Nun ist der Frühling auch bei dir angekommen, Karl-Ludwig, und die jährliche Balz hat begonnen.
Deine beiden Vierzeiler passen dazu ausgezeichnet!
Und wir freuen uns, dass du gut drauf bist!
Sirius
Reset the World!
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Lenzen as Lenz can
Frühling ist's! Nach langen Wintern!
Vögel menscheln voller Zier.
Hunde küssen sich den Hintern.
Doch wer küsst mir?
Frühling ist's. Kätzchen treiben,
aus an jedem Haselstrauch.
Unkeusch stehen prall die Weiden.
(Katzen treiben's zur Zeit auch)
Karl-Ludwig
DAS ist klasse! Das ist rüde, das ist prall und unverfroren ---- ganz wie der Frühling ist.
Danke für*s Erdichten, Karl Ludwig, alter Leiermann, und Danke für's Hervorkramen, Sirius.
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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Huch! Das ist ja von mir. Hmmm. Nicht schlecht. Tam-ta-Tam-Ta-Tam-Ta-Ta ...
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