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RE: Eine Nacht im April

#1 von kama tanha , 30.12.2015 21:20

Der Inhalt meiner Wohnung war verschenkt, mein Leben auch- so behaupteten sie, die nicht verstehen konnten. Gezählt waren die Stunden in ihr. Wände strahlten wieder blütenweiß und das Schlafzimmer schien die desaströsen Exzesse der vergangenen Jahre vergessen, zumindest vergeben zu haben.
Was mir noch blieb, war eine letzte Nacht und das, was ich tragen konnte. Ein kleiner Perserteppich bot sich mir willig als Zuflucht an.
Rein und jungfräulich strahlten die Zimmer, so als hätte nichts als pure Unschuld in ihnen gelebt. Da entkam meinen Lippen ein Schmunzeln über die Tiefe stiller Wasser und den Weg, der nun vor mir lag.
Die Vitrine: leer, bis auf zwei Weingläser, die glänzend neben vollmundigem Purpurrot posierten, das in jener Nacht unsere Leidenschaft färbte. Ich trug ein schwarzes Kleid aus Seide und hatte uns ein kleines Mahl gezaubert. Doch wir aßen nicht und tranken stattdessen, bis uns nach mehr dürstete. Wir wussten nichts zu sagen, doch hatten wir uns im Vorhinein die Stille erlaubt.
Nach all den Jahren fanden endlich- doch unendlich scheu- unsere Finger ineinander und mein banges Wollen flehte dir die Höflichkeit aus den Händen. Es war ein Abschied, der keine Erwartungen erfüllen konnte, und so sehr wir versuchten sie nicht zu hegen, wehten sie uns doch leise um die Ohren. Als wir nackt nebeneinander lagen, flüsterte ich dir Fragen zu, auf die du nur schweigen konntest und jedes ungesagte Wort vertiefte mir den Ozean der Einsamkeit, auf dessen Grund ich alleine blieb.
Ich wusste, du warst nur gekommen, weil ich gehen würde.

Jahre sind seither ins Land gezogen. Ich bereue nichts, am wenigsten dich. Und hätte ich die Stadt nur aus dem Grund verlassen müssen, damit du in dieser letzten Nacht zu mir konntest, ich hätte es getan.


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RE: Eine Nacht im April

#2 von scrabblix , 30.12.2015 22:30

Sie liest sich sehr gut, deine Geschichte, kama, und gibt dem Leser einen ungewöhnlichen Einblick!

Lieben Gruß
scrabblix


Schenke der Welt mein Lächeln,
morgen lächelt sie zurück.

 
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RE: Eine Nacht im April

#3 von Sirius , 30.12.2015 23:01

Vor allem macht die (sehr gute!) Geschichte neugierig auf die Vorgeschichte, bzw. auf die Ereignisse oder die "gedankliche Wende", die dazu geführt, dass du ins Kloster gegangen bist, liebe kama, aber das ist nur eine rhetorische Frage, denn es geht uns gar nichts an.

Sirius


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RE: Eine Nacht im April

#4 von kama tanha , 01.01.2016 19:44

Danke für eure Kommentare!

Lieber Sirius, ich freu mich über dein Interesse (Neugier ist so negativ besetzt). Die Geschichte erzähl ich dir gern mal am Küchentisch oder im Séparée. Ist aber ähnlich unspektakulär wie meine Silvesternacht.


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RE: Eine Nacht im April

#5 von Sirius , 01.01.2016 19:53

Ich wollte schon immer mal ins Separée. Ich bring auch eine Walnuss mit..


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RE: Eine Nacht im April

#6 von kama tanha , 01.01.2016 21:22

Wunderbar, hereinspaziert..


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