Ein Lied
Frag mich nicht mehr, wo, wenn der Juni schwand,
Die Rose welkend eine Herberg fand.
Aus deiner Schönheit kam sie, und in ihr
Schläft morgenrötlich heiter ihre Zier.
Frag mich nicht mehr, wohin der goldne Staub,
Der tanzende, sich aus dem Staube macht.
Aus reiner Liebe schuf der Himmel ihn,
Dass ihm dein Haar verdanke seine Pracht.
Frag mich nicht mehr,: Wo blieb die Nachtigall,
Wohin entfloh sie, als der Mai entfloh?
Wo deine Brust sich teilt, fand sie ein Nest;
Dort überwintert sie, der Wärme froh.
Frag mich nicht mehr, wohin der Sterne Glanz
Entweicht, wenn Nacht herniedersinkt im West.
In deinen Augen sitzen sie, und dort
Stehn unveränderlich sie leuchtend fest.
Frag mich nicht mehr, in welchem Morgenland
Der Phönix stirbt, von Spezerein umloht.
In deines Busens Duft sucht er zuletzt
Und findet dort, den er gesucht, den Tod.
Thomas Carew (1595-1640)
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