Bezahlte Berührungen
Elisa Meyer kuschelt mit fremden Menschen
Elisa Meyer übt einen Beruf aus, der viel über unsere Zeit aussagt. Sie kuschelt mit fremden Menschen. Ihr Arbeitsplatz ist ihr Bett. Ihre Kunden zahlen für Umarmungen und Geborgenheit. Intimitäten sind tabu.
„Ja, schön dass du da bist, toll, schön hier zu sein.“
Elisa Meyer und Sven Mager sehen sich zum ersten Mal. Etwas schüchtern betritt der Kunde ihre kleine Wohnung im dritten Stock. In ihrer Diele stapeln sich Schuhe und ein Pappschild: die Kuschelkiste.
Aber bevor man sich richtig nah kommt, setzt sich die Kuschlerin mit dem 43-Jährigen an einen kleinen Tisch in ihrem Galerieappartement. Noch ist die Atmosphäre angespannt.
„Du bist bestimmt aufgeregt, das ist normal, alle Kunden sind aufgeregt, deshalb gibt es das Vorgespräch, damit du mich kennenlernst und keine Angst vor mir hast. Hast du irgendwelche Wünsche, was erwartet du?“
„Glücksgefühle, Entspannung, vom Gehirn abschalten.“
Ihr sympathisches Aussehen, die braun-grünen, wachen Augen, ihre langen dunkelbraunen Haare und ihr Lachen im Gesicht schaffen Vertrauen. Ihr Kunde sagt offen, was er sich wünscht.
Bevor es losgeht, weist die 32-Jährige in dem Kuschel-Vertrag auf die Regeln hin. Brüste und Intimbereich sind tabu, Küssen ist auch nicht erlaubt. Bei dem Vorgespräch erfährt die Kuschlerin, warum sich Kunden bei ihr anmelden.
„Also es gibt immer einen gemeinsamen Grund, das ist: Sie haben niemanden gerade zum Kuscheln oder eben in einer Beziehung, wo eben nicht gekuschelt wird.“
So ist es auch bei Sven Mager. Ohne Wenn und Aber unterzeichnet er den Vertrag. Dann begeben sich beide auf das quadratische Sofa hinter dem Bücherregal.
Dann kommt die erste Umarmung.
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