Clemens Meyer: Die Projektoren
Clemens Meyers neuer Roman "Die Projektoren" erzählt auf über 1.000 Seiten von Krieg, Gewalt und Verrohung - von alten und neuen Nazis, von Utopien, Hoffnungen und Fantasien. Alles miteinander verbunden durch das Kino und die Verfilmungen der Romane von Karl May.
von Niels Beintker, BR
So viele haben sie auf der Leinwand gesehen: Pierre Brice und Lex Barker, in ihren bekanntesten Filmrollen, als Winnetou und Old Shatterhand. Im neuen Roman des Leipziger Schriftstellers Clemens Meyer kann man den beiden Schauspielern zu den Dreharbeiten im einstigen Jugoslawien folgen - und dabei zugleich eine gewaltige literarische Vermessung des 20. und frühen 21. Jahrhundert entdecken.
Dieser Cowboy erinnert kein bisschen an die "humpelnden Helden" aus den Büchern von Karl May. Oder besser von "Dr. May", wie der Schriftsteller in Clemens Meyers Roman "Die Projektoren" beständig genannt wird. Der Mann, der wegen seines großen Halstuchs nur Cowboy heißt, steht in den 50er-Jahren vor einem verfallenen Haus im jugoslawischen Velebit-Gebirge, das ganze Hab und Gut in einer Holzkiste. Alsbald zeigt sich: Dieser Mensch hat eine mehrfach gebrochene Geschichte. Vor der Ankunft im Velebit war er auf "der Insel", wie es im Roman heißt. Es ist die berüchtigte Gefangeneninsel Goli Otok.
"Der Cowboy ist mit dem Staat aneinander geraten, mit dem Kommunismus", erzählt Meyer. "Aber tragischerweise sagt er immer noch von sich, bis in die 70er-, 80er-Jahre hinein: Ich bin Kommunist. Was bleibt mir auch anderes übrig? Und er glaubt an Jugoslawien, an die Gemeinschaft der südslawischen Völker. Trotz der Tatsache, dass er auf dieser Insel gesessen hat."
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