Judith Kuckart: Die Welt zwischen den Nachrichten
Judith Kuckarts Roman öffnet bei der Lektüre Wege zu eigenen Erinnerungen. Die eigenen Gedanken passen hervorragend zwischen die Zeilen dieser nüchtern formulierten Lebensgeschichte.
von Annemarie Stoltenberg
Für ihren neuen Roman hat Judith Kuckart die Form des sogenannten autofiktionalen Erzählens gewählt, das zurzeit sehr in Mode ist, weil es Autoren und Autorinnen viel Freiheit erlaubt beim Wechselspiel zwischen Bekenntnis und Erfundenem, Wahrheit und Fantasie.
Man erkennt im Roman deutlich den Lebenslauf einer Frau wie Judith Kuckart. Sie wurde Ende der 50er-Jahre in Schwelm geboren und hat schon als Kind mit dem Tanzen begonnen. Sie gründete das Tanztheater Skoronel und hat dann angefangen, kleine Texte für dieses Tanztheater zu schreiben. "Bei manchen Passagen hat diejenige, die da erzählt, die Farbe Rot, die Temperatur 37 Grad und ist ganz nah dran, und bei anderen Passagen ist sie ziemlich weit weg und ist vielleicht ganz kühl Blau und erst 17", sagt Kuckart. "Die Perspektiven wechseln innerhalb der Person, die da erzählt, und das hat etwas sehr Subjektives. Das ist eine andere Dringlichkeit, als wenn man Erinnerungen unbedingt aufbewahren möchte."
Eine ganz eigene Wehmut und Poesie entfaltet sie in den Passagen, in denen Judith Kuckart von ihrer geliebten Oma, genannt Omma, erzählt. Sie hat ihr, bevor sie lesen und schreiben konnte, Gedichte beigebracht. Die Großmutter spielt überhaupt eine wichtige Rolle in dem Roman: "Weil ich eigentlich bei der groß geworden bin. Meine Eltern waren sehr jung und sehr übermütig und wollten eigentlich ein eigenes Leben führen. Oma wohnte mit im Haus - das war nicht unser Haus, das war ein ziemlich heruntergekommenes Mietshaus neben einer leerstehenden Fabrik. Ich wurde mehr als oft bei Oma abgegeben, wenn ich störte."
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