Die Melioration meint nicht nur eine 'Verbesserung der Ertragsfähigkeit von land- oder forstwirtschaftlichem Boden', sondern bedeutet auch bildungssprachlich veraltet ganz 'Allgemeine Verbesserung'.
Das aber bloß für die, welche die passende Frage zu dieser Antwort finden.
Achtung! Die Absätze in diesem Beitrag sind nicht optimiert. Das Lesen ist Zeitverschwendung. Sie beinhalten Abschweifungen, meinetwegen auch freie Assoziationen, früher gerne als 'In die Tüte plappern' bezeichnet und sind kaum zeitreguliert. Es handelt sich eher um um das Protokoll eines Ein Personen Symposiums, allerdings ohne Wein, Weib, Gesang und Sinn.
Oh Leser, sei gewarnt!
Heute fiel mir nämlich auf, dass unterhalb der Überschrift bei einigen Internetnews die angenommene Lesedauer mit angegeben wird. Z.B.: Lesedauer = 7,5 Min.
Wer es in sechs Min. schafft ist supie, und wer neun braucht ein Versager. Völlig klar. Doch was ist mit denen, welche die Information auch erfassen und nach Verstand und nicht Instinkt einordnen wollen? Ich selber brauche doch manchmal sogar Tage, um eine Info wirklich zu kapieren. Oft ist sie dann veraltet. Und dann zweifel ich noch, wie von Dismenthos persönlich inspiriert, die Richtigkeit meiner Meinung an. (Den habe ich gerade erfunden. Bislang gab es keinen Gott der Zweifel – alleine das sagt doch viel über uns Menschen aus. Oder? Und wenn doch, was dann? Alleserklärer einen Schritt vor!)
Bei Küchenrezepten steht da auch die veranschlagte Dauer, oft aufgeschlüsselt nach Vor- und Zubereitungszeit. Na gut. Manchmal ist so was auch ein wenig sinnig. Hat ja keinen Zweck erst mit dem Kochen anzufangen, wenn die Gäste schon im Treppenhaus lärmen, obwohl ich die berühmte Lammkeule a la mediterran in Sardinen-Sardellen-Knoblauch-Cayennepfeffermantel bislang auch ohne Uhr hinbekam. Und meine Tante (GottHabSieSelig) sang beim Eierkochen immer ein Lied. Wenn sie dann zum Schluss in die Hände klatschte, waren die Eier genau richtig.
Beim Schienenfernverkehr hingegen sind irgendwelche Zeitprognosen eher als nett gemeinte Aufmunterung zu verstehen.
„Zeit ist Geld!“, so sagte einst ein berühmter Lydier, – ich müsste also ein begnadeter Verschwender sein.
Arm wie ich bin, steht mir jede Menge Zeit zur Verfügung. Nur für mich und zum Ablungern. Folglich: Zeit ist nicht gleichzusetzen mit Geld. Zeit ist ein höherwertiges Gut als Geld (Immer unter der Voraussetzung, dass die Grundbedürfnisse abgedeckt sind).
Ich will nicht 'Höher, Schneller, Weiter'! (Unterlippe vorgestülpt: Nö! Willnich! Pah!)
Ich will in Muße darüber nachdenken, wie ich noch effektiver die Nichteffizienz in meinem Lebensmittelpunkt schieben, dafür aber weniger nach unrealen Bedürfnissen hecheln könnte.
Ich will nicht immer mehr Ereignisse in irgendwelche Zeiten rein packen und immer weniger Geschichten erleben, selbst wenn sich diese eher durch Unkonkretizität auszeichnen.
Woher kommt wohl dieser Optimierungswahn der anderen? Ist das genetisch bedingt? Oder kulturell? Goethe: Wer ewig strebend sich bemüht, den können wir erlösen. Ja, wo laufen sie denn? Und warum tragen alle Leute eine Uhr? Warum ich nicht? Weil in mir eine Armbanduhr Assoziationen weckt, die etwas mit Handschellen zu tun haben? Weil sie mich beim Nasebohren stört?
Ich habe da noch nie so richtig drüber nachgedacht. Ich fand Uhren schon als Kind doof. War es Instinkt? War es Macke? War es Protest?
Mir doch egal, aber ich vermute Desinteresse.
Wie oft ertappe ich mich nämlich dabei, mit meinen Gedanken schon eine Einkaufsliste erstellend, immer energischer ausschreitend, statt durch die Felder lustzuwandeln, mich der städtischen Infrastruktur nähere. Und wenn ich dann stehen bleibe, weil mich eine Feuerwanze fasziniert, die es in frühlingsbedingt- sexueller Verwirrung mit einem Ohrenkneifer? (Ohrenschlüpfer, Ohrkneifer, Ohrenhöhler, Ohrenpitscher, Ohrschlitz, Ohrwuzler, Ohrengrübler, oder Ohrenschlepper!) treibt, und wie ich mich dann verblüfft frage, warum ich denn wie ein Geisteskranker Gas geben würde, und wie ich dann beruhigt feststelle, dass ich wieder zurück in den Moment falle, …
… zurück in den Moment fallen, …
… und besser kann ich es heute wahrlich nicht beschreiben!
Diese Exkursion zu lesen dauerte unter Umständen länger als ein Toilettengang.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Ich habe für den Klogang genau zwölf Minuten. Da ist das Vorspiel schon eingerechnet. Es sei denn, es taucht Domestos auf, der Gott des plötzlichen Durchfalls.
Erst dachte ich (sorry!), das ist ein Sammelsuriumtext, aber nach der reinen Lesezeit musste ich noch in die Verständniszeit investieren, um zu merken, dass es dir um „Zeit“ ging, von der du so viel hast. Nun bist du aber auch im Ruhestand und dann predigen die Menschen gerne Gelassenheit gegenüber denen, die man zum Hetzen zwingt. Denn nicht alle Menschen können komfortabel von panierten Ölsardinen leben, und müssen ihre Haut, ihre Hirnzellen, ihre Nerven und ihre Kalaschnikow verkaufen, um über die vierundzwandig Runden pro Tag zu kommen.
Ich würde auch gerne lustwandeln, sogar ohne Lust, die mir nur im Weg ist, und ein wenig gesittet flanieren, ein wenig philosophierend die Menschheit nerven, mit den Weisheiten des Alters glänzen und meine Füße in Mohrrübensaft baden, wenn das möglich wäre.
Aber ich will eure Betulichkeit nicht meinem Gejammer erfreuen. Ich könnte mich ja einfach auch in ein paar Minuten „optimieren“. Ich mache einen Anruf („Mach deinen verschissenen Dreck selbst!“), drücke auf einen Knopf (Forum geschlossen), setze mich in die Pampa, höre den Grillen zu und zitiere Konfuzius. So war das auch ursprünglich vorgesehen mit meinem Ruhestand, aber dann wurde ich von anderer Seite optimiert und so lief das denn optimal. Für die anderen.
Aber im Prinzip haben natürlich alle recht, die sich das leisten können, keine Uhr zu tragen, aber man kann seinen Zeitwohlstand nicht einfach auf andere übertragen.
Goethe war ein reicher Sack und Sprücheklopfer, aber hat der je die Kirschblüten gezählt, die an einem Baum sind? Ich ja, aber das war vor meiner Optimierungsphase.
So falle ich abschließend auch zurück in einen Moment totaler Sinnlosigkeit und warte darauf, dass alle schlafen. Dann nehme ich meine Uhr ab und lasse die Zeit fließen. Leider stehen allle morgens wieder auf, um diese Welt vollzuscheißen.
Ich auch.
(Übrigens: Dein Exkurs zur seelischen Rundumbetreuung hat mir natürlich gefallen!)
Sirius
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Übrigens: Dein Neid macht es noch schöner.
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