Der Wettbewerb um Bayerns beste "Tafel" zeigt, wie zynisch unser Umgang mit Armut geworden ist
Für die einen ist es eine demütigende Erfahrung, für die anderen ein Wettbewerb: Die Tafeln in Bayern versorgen regelmäßig etwa 200.000 Menschen mit Essen, das sonst weggeworfen würde. Jetzt will Bayerns Ernährungs- und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) herausfinden, welche Tafeln im Freistaat die Aufgabe am besten bewältigen. Für die fünf Gewinner gibt es ein Preisgeld in Höhe von je 5000 Euro.
"Lebensmittelrettung" klingt netter als Armutsbekämpfung
Der Wettbewerb ist ein zynisches Symbol dafür, wie alltäglich Armut in Deutschland mittlerweile geworden ist. Offensichtlich geht es heute nicht mehr darum, Ausgrenzung zu bekämpfen, sondern sie möglichst gut zu organisieren. Dass Menschen das essen müssen, was andere nicht kaufen wollen, scheint niemanden mehr grundsätzlich zu stören. Während sich Juso-Chef Kevin Kühnert gegen DDR-Vergleiche wehren muss, zeigt Bayern, dass die Leistungsgesellschaft noch ganz gut zu funktionieren scheint.
Dementsprechend klingt es fast schon logisch, dass in der Pressemitteilung des CSU-geführten Ministeriums von "Lebensmittelrettung" und nicht von Armutsbekämpfung die Rede ist. Die prekäre Lebenssituation der meisten Tafel-Besucher kommt im gesamten Text ohnehin nur einmal vor. Und an der Stelle geht es um den "Erfolg beim Retten von Lebensmitteln zum Wohl bedürftiger Menschen". Man kann sich fast freuen, dass die Armen den Weniger-Armen und Reichen die Reste aufessen, so scheint es.
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An Zynismus fast nicht zu übertreffen.
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