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RE: Flammenwand

#1 von Sirius , 06.06.2019 19:15

Marlene Streeruwitz' Österreich-Abrechnung

Ein feministisches Zurechtschütteln

Im Anhang haut Marlene Streeruwitz der ÖVP-FPÖ-Regierung ihre Politik um die Ohren, im Roman selbst befreit sich eine Frau mühsam von Rollenbildern: "Flammenwand" ist eine Zumutung - wie es die Welt für viele Frauen ist.

Die Autorin sitzt hinterm Schreibtisch, Papierstapel, Büchertürme ringsum. Es ist Anfang Mai 2018, es ist die erste YouTube-Folge von "Frag Marlene - Feministische Gebrauchsanleitungen". Marlene Streeruwitz setzt sich die Brille auf und liest einen Satz aus dem damals frischen Regierungsprogramm von ÖVP und FPÖ vor: "Die Verschiedenheit von Mann und Frau zu kennen und anzuerkennen ist ein Bestandteil menschlichen Lebens und damit unantastbar mit der Würde des Menschen verbunden." Der Satz diene als "Leseanleitung für das gesamte Regierungsprogramm", schiebt sie hinterher, ein Zurück "ins 14. Jahrhundert".
Jede der kurzen Folgen dreht sich um diesen Satz, fiktionale Leserinnenbriefe und Postfachadresse inklusive. Um zu demonstrieren, wie das Große das Kleine beeinflusst. Wie es das Leben einzelner Frauen prägt, wenn Politik ihre Arbeit auf die Grenze zwischen den Geschlechtern ausrichtet statt auf die Menschen. Also auf alle - ohne Unterschied.
Man kann sagen, dieses YouTube-Projekt ist so etwas wie das heitere, verspielte Pendant zu "Flammenwand", dem neuen Roman der österreichischen Schriftstellerin. Dass er ausgerechnet jetzt erscheint, nun, da sich die ÖVP-FPÖ-Regierung zerlegt, wirkt geradezu irre.
Das Buch ist auch ein Frontalangriff auf die aktuelle österreichische Politik. Es gehört zu Streeruwitz' Haltung als Autorin, Geschichten über den Nahkampf von Figuren so zu erzählen, dass sie den gesellschaftspolitischen Makrokosmos spiegeln, hinterfragen, demontieren. Und zugleich mit herrlich überraschenden doppelten Böden zu arbeiten. Egal, ob sie sich als Rahmen die Finanzbranche oder Terrorattentate oder die Kulturindustrie sucht. Nun also die Regierungspolitik von Türkis-Blau - und die Wienerin Adele, geboren Mitte der Sechzigerjahre.

Weiterlesen:

https://www.spiegel.de/kultur/literatur/...-a-1269735.html


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Sirius
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