Wem die Erstwähler ihre Stimme geben
Die Wählerwanderung in Sachsen und Brandenburg zeigt: Die AfD profitierte am stärksten von der höheren Wahlbeteiligung. Vor allem zwei Parteien gewinnen Erstwähler.
Eine Analyse von Sascha Venohr, Paul Blickle, Julian Stahnke und Michael Stürzenhofecker
Die CDU hat bei der Landtagswahl in Sachsen mehr als 50.000 Wählerinnen und Wähler hinzugewonnen und dennoch deutlich verloren. Obwohl die Wahlbeteiligung im Vergleich zur vergangenen Landtagswahl von 49 auf 66 Prozent stieg, hat die CDU sieben Prozentpunkte eingebüßt. Auch in Brandenburg stieg die Wahlbeteiligung deutlich von knapp 48 auf gut 61 Prozent. In beiden Bundesländern gewannen alle Parteien Nichtwähler hinzu, allerdings sehr unterschiedlich verteilt, wie Auswertungen zur Wählerwanderung von Infratest dimap zeigen.
Mehr als 900.000 Menschen, die 2014 nicht abgestimmt hatten, gingen in Sachsen wieder wählen. 246.000 davon gaben ihre Stimme der AfD. Die Partei hat damit wie keine andere von dieser Gruppe profitiert. Die sächsische CDU mobilisierte immerhin 162.000 Nichtwähler. Das könnte an ihrem beliebten und neuen Spitzenkandidaten Michael Kretschmer gelegen haben oder an Menschen, die einen Wahlsieg der AfD verhindern wollten. Die übrigen Parteien gewannen in dieser Gruppe nur im mittleren fünfstelligen Bereich hinzu, besonders stark allenfalls die sonst sehr schwache SPD.
Auch in Brandenburg mobilisierte die AfD mit 115.000 die meisten Nichtwähler. Die SPD gewann mit 65.000 Nichtwählern am zweitmeisten hinzu. Die Sozialdemokraten stehen jedoch im Ergebnis schlechter da, weil sie an fast alle Konkurrenten Wähler verloren. Allerdings nicht an die Linkspartei, 19.000 vorherige Linkenwähler gaben dieses Mal der SPD ihre Stimme. Auch CDU-Wähler konnte die Partei von Ministerpräsident Dietmar Woidke gewinnen.
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