Das Unglück schweisst diese Familie zusammen, wie es das Glück nie vermocht hat
Die Schriftstellerin Pascale Kramer durchleuchtet mit dem präzisen Blick der Poetin eine ins Verhängnis verstrickte Familie.
Ein junger Mann verelendet auf Paris’ Strassen. Er trinkt wie ein Loch, raucht wie ein Schlot und isst kaum mehr. Zum geregelten Leben fehlt ihm die Kraft und zum Sterben vielleicht der Mut. Er verfällt und verwahrlost, eingewickelt in einen schmutzstarrenden Schlafsack, er ist weniger ein Clochard als vielmehr längst ein Gespenst. Seine Familie lebt in Bordeaux, doch die Verbindung zu ihrem ältesten Sohn Romain hat sie vor Jahren verloren.
Was er macht und wo er haust, ob er überhaupt noch lebt: Sie wissen es nicht. Vielleicht möchten sie es auch nicht wissen und ziehen die Ungewissheit, die noch eine winzige Hoffnung lässt, der düsteren Gewissheit vor. Abgestürzt war der Sohn zuvor schon, bereits als Jugendlicher und danach immer wieder. Im Leben fand er den Tritt nicht. Auch wenn die Familie alles unternahm, um ihn zu halten und zu stützen. Sie bangten um ihn – und fürchteten ihn zugleich.
Durch Zufall wird Romain von einem Bekannten entdeckt und erfährt sein Halbbruder, dass er in Paris in der Nähe der Gare du Nord auf der Strasse lebt. Er fährt hin, sucht und findet ihn, erschrickt beim Anblick solchen Elendes bis in die Knochen. Der Blick des delirierenden Romain wiederum scheint nur um die Gnade zu bitten, er möge in Ruhe gelassen werden. Doch Romain wird nach Hause geschafft.
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