Verlängerte Probezeit
Boom bei befristeten Verträgen
Von Peter Kessen
Etwa 45 Prozent aller Neueinstellungen sind laut dem Deutschen Gewerkschaftsbund befristet. Über drei Millionen Menschen haben einen befristeten Job. Die Große Koalition hat angekündigt, die Befristung einzuschränken. Bisher ist nichts geschehen.
Ungefähr 80 Menschen sehen in einer Berliner Kneipe einen kleinen Film über eine Demo: Da protestieren Beschäftigte aus dem Bildungsbereich gegen befristete Arbeitsverträge.
Doch der Unmut geht durch viele Branchen. Alle Stühle sind besetzt bei diesem Info-Abend in der Kneipe. Organsiert hat ihn die Berliner Kampagne „Outsourcing und Befristung verbieten“. Die meisten Aktivisten der Kampagne kommen aus dem öffentlichen Dienst oder von Unternehmen, die für das Land Berlin arbeiten. Sie haben sich zusammengeschlossen, auch um sich gegen die Befristung von Arbeitsverträgen zu wehren. Und das ist kein reines Hauptstadt-Problem. Im September 2019 meldete der DGB, dass mittlerweile bundesweit rund 45 Prozent aller Neueinstellungen befristet seien.
Eine Pädagogin, die in der Bildungsberatung für Migranten arbeitet, kennt das. Seit drei Jahren bekommt sie befristete Verträge, mal für ein Jahr, manchmal auch nur für sechs Monate. Und das führt im Alltag zu Problemen, beispielsweise als sie umziehen will.
„Ich bin ja Mutter von zwei Kindern und auch für mich war es schwierig umzuziehen, ich habe sehr, sehr lange gesucht, weil Vermieter Nein gesagt haben, wegen Gehalt, weil wir auch schlecht eingestuft sind, zum andern geht es nur bis zum Ende des Jahres und danach ist es unklar.“
Und diese befristeten Arbeitsverträge können schnell zur „Normalität“ werden. Das zeigen die Lebensläufe der Kolleginnen:
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