Der Privatisierungswahn und seine Folgen
Vor 25 Jahren wurde die Bundespost in Aktiengesellschaften umgewandelt. Vom Ausverkauf staatlicher Gestaltungsmacht.
Jeden Sonntag beschäftigt sich Heribert Prantl, Kolumnist und Autor der SZ, mit einem Thema, das in der kommenden Woche - und manchmal auch darüber hinaus - relevant ist. Hier können Sie "Prantls Blick" auch als wöchentlichen Newsletter bestellen - exklusiv mit seinen persönlichen Leseempfehlungen.
Vom Posthorn zum Füllhorn - das war die Idee: Vor 25 Jahren wurde die Deutsche Bundespost privatisiert. Der Postdienst, genannt die gelbe Post, die Postbank, genannt die blaue Post, und der Fernmeldedienst, genannt die graue Post, wurden in Aktiengesellschaften umgewandelt; am 20. Dezember 1994 wurden die Gründungsurkunden für die drei neuen Gesellschaften unterzeichnet: Deutsche Post AG, Deutsche Postbank AG und die Deutsche Telekom AG. Seit November 1996 kann jeder T-Aktien kaufen, die Post folgte vier Jahre später an die Börse.
Was ist die Bilanz nach 25 Jahren? Die Post AG hat viel weniger Filialen, viel weniger Briefkästen, viel weniger Service. Dafür aber hat sie ein gutes Logistik-Geschäft in den USA. Und die Postbank? Aus einem florierenden Unternehmen wurde ein Ladenhüter des Bankenmarkts.
Aber wenigstens die Telekom floriert vor sich hin, obwohl es beim Ausbau eines flächendeckenden Hochgeschwindigkeitsnetzes oben und unten und hinten und vorne hapert. Und unvergessen ist, wie viele deutsche Kleinsparer, zum Kauf der T-Aktie als einer angeblichen "Volksaktie" verlockt, ihr Erspartes verloren. Der Schauspieler Manfred Krug, der im Fernsehen intensiv und sympathisch für die Telekom und den Börsengang geworben hatte, hat sich später "aus tiefstem Herzen" bei den Kleinsparern entschuldigt. Bis heute gilt die T-Aktie als Grund, warum die Deutschen so zögerlich in Aktien investieren.
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