Schattenarmeen
Rechte Netzwerke in Bundeswehr, Polizei und Geheimdiensten sind brandgefährlich – und haben Tradition
Im Juli 2017 berichtete ein früherer Luftwaffenoffizier und Major der Reserve dem Bundeskriminalamt von einer «Schattenarmee» innerhalb der Bundeswehr. Ihm zufolge bereitete sich eine Gruppe von Elitesoldaten darauf vor, Zielpersonen, die in einem «Ordner mit Adressen und Lichtbildern» gesammelt worden seien, zu ermorden. «Kann es sein, dass ein Zirkel aktiver und ehemaliger Elitekämpfer tatsächlich Gewalttaten plant? Dass sie sich mit Waffen ausgestattet haben, für einen ‹Tag X› trainieren? Politiker und ‹linke Aktivisten› töten wollen?», fragte im November 2018 der Focus. Aus ermittlungstaktischen Gründen hatten die Behörden die ersten Erkenntnisse bis dahin geheim gehalten. Der Grund: Zahlreiche Angehörige des Netzwerkes waren Elitesoldaten des Kommandos Spezialkräfte (KSK), ausgebildet für Terrorbekämpfung, Geiselbefreiungen und gezielte Tötungen. Trotz aller Geheimhaltungsversuche wurden in der Vergangenheit jedoch immer wieder Berichte über rechte Vorfälle in der Truppe bekannt. Bei einer Feier im April 2017 beispielsweise, bei der auf einer Schießanlage in der Nähe von Stuttgart der Chef einer KSKKompanie verabschiedet wurde, lief Rechtsrock der Neonazi-Band «Sturmwehr», KSKSoldaten zeigten den Hitlergruß.
«Hannibal-Komplex»
Was seit dem Jahr 2017 sukzessive aufgedeckt wurde, ist nichts weniger als ein militantes rechtsradikales Netzwerk. Dessen Mitglieder pflegen nicht nur Verbindungen zum KSK, sondern operieren auch in weiteren Strukturen der Bundeswehr und in Polizeieinheiten. Verbindungen gibt es außerdem zum Verfassungsschutz und zu anderen Sicherheitsbehörden, bis in die Justiz und in die Parlamente hinein. Eine zentrale Rolle für die Struktur spielte die Organisation UNITER, ein Verein, der im Jahr 2012 von ehemaligen KSK-Soldaten gegründet wurde. «Was zunächst als Zusammenschluss von aktiven oder ehemaligen Angehörigen von Spezialeinheiten aus Bund, Ländern und der Polizei entstand, ist heute ein Netzwerk für Menschen auch außerhalb dieser Spezialisierungen. Mitglieder von UNITER e. V. finden sich sowohl in der Wissenschaft, dem privaten Sicherheitsbereich, als auch unter Ärzten, Anwälten, Handwerkern oder im Sport», heißt es auf der Website. UNITER wurde bekannt durch Ermittlungen gegen den stellvertretenden Vorsitzenden André S., der unter dem Pseudonym «Hannibal» Chatgruppen leitete, in denen sich Mitglieder unter anderem über das Szenario eines Zusammenbruches der politischen Ordnung in Deutschland austauschten. Gegenüber Focus und dem SWR äußerte ein ehemaliger KSK-Soldat, André S. habe ihn zu seiner aktiven Zeit anwerben wollen, und es gebe bei UNITER einen «harten Kern von 80 bis 100 Personen », die Waffendepots angelegt hätten.
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