Neuer Roman von Delphine de Vigan
Unser aller Schuld
Delphine de Vigans eindringlicher Roman „Dankbarkeiten“ erzählt von einer alten Dame, die ihr Sprachvermögen verliert und einer jungen Frau, die ihr beisteht.
Ob die französische Schriftstellerin Delphine de Vigan jetzt eine thematische Reihe plant? „Loyalitäten“ heißt ihr Roman, der vor zwei Jahren in Frankreich unter dem Titel „Les loyautés“ erschien und vor allem von einem zwöfjährigen Jungen erzählt, der abwechselnd bei seinen geschiedenen Eltern lebt, sich um diese kümmert und anfängt zu trinken. Die Situation tut ihm nicht gut, sie lässt ihn verstummen. Trotzdem verhält er sich beiden gegenüber loyal.
„Dankbarkeiten“ („Les gratitudes“) heißt nun de Vigans neuer Roman, der gleich programmatisch beginnt: „Haben Sie sich schon einmal gefragt, wie oft Sie in Ihrem Leben wirklich Danke gesagt haben? Ein echtes Danke? Als Ausdruck Ihrer Dankbarkeit, Ihrer Anerkennung, der Schuld, in der Sie stehen“.
Diese Frage nach der Dankbarkeit lässt Delphine de Vigan eine ihrer drei Hauptfiguren stellen, Marie, eine Frau um die dreißig. Marie ist bei Michka aufgewachsen, einer alten Dame, die sich ihrer annahm, nachdem Maries Vater verschwand und die Mutter psychisch erkrankte und mit der Erziehung nicht mehr klarkam.
Nun ist es Michka, die Hilfe braucht. Sie schafft es nicht mehr allein zu Hause, hat Absencen, vor allem beginnt sie, ihr Sprachvermögen zu verlieren. Michka kommt in ein Seniorenwohnheim, und Marie fragt sich, ob sie ihr schon genug gedankt habe: „War ich ihr nah genug, war ich präsent und beständig genug?“
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https://www.tagesspiegel.de/kultur/neuer...d/25668908.html
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