Wohl rief ich sanft dich an mein Herz
Wohl rief ich sanft dich an mein Herz,
Doch bleiben meine Arme leer;
Die Stimme Zauber, der du sonst
Nie widerstanden, galt nicht mehr.
Was jetzt dein Leben füllen wird,
Wohin du gehst, wohin du irrst,
Ich weiß es nicht, ich weiß allein,
Dass du mir nie mehr lächeln wirst.
Doch kommt erst jene stille Zeit,
Wo uns das Leben läßt allein,
Dann wird, wie in der Jugend einst,
Nur meine Liebe bei dir sein.
Dann wird, was jetzt geschehen mag,
Wie Schatten du vorübergehn,
Und nur die Zeit, die nun dahin,
Die uns gehörte, wird bestehn.
Und wenn dein letztes Kissen einst
Beglänzt ein Abendsonnenstrahl.
Es ist die Sonne jenen Tags,
Da ich dich küsste zum ersten Mal.
Theodor Storm
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