Chronik eines Lebens, das es nie gab
Jhumpa Lahiri ist eine der Lieblingsschriftstellerinnen von Barack Obama. In „Wo ich mich finde“ erzählt sie von einer schillernden Einzelgängerin. Ein Roman wie ein Film von Antonioni.
„Richtungslos, verloren, konfus, durcheinander, orientierungslos, verwirrt, verstört, entwurzelt, nutzlos, verschreckt. In diesen verwandten Begriffen finde ich mich wieder, das ist mein Wohnsitz, er besteht aus den Wörtern, die für mich die Welt bedeuten.“
In „Wo ich mich finde“ erzählt Jhumpa Lahiri von einer Frau, die durch ihr Leben mehr irrt als geht. „Das Einzelgängertum ist mein Metier geworden“, sagt die namenlose Erzählerin, eine Frau, die Mitte vierzig ist und in Italien lebt, an einer Stelle, „es ist eine eigene Disziplin: Ich versuche, mich in ihr zu perfektionieren, und doch leide ich darunter.“
Warum die Frau lebt, wie sie lebt, weiß man nicht. Vielleicht, weil die letzte Liebe im Desaster endete (der Mann führte ein Doppelleben) und die nächstmögliche keine sein darf (es ist der Mann der besten Freundin). Vielleicht hat es aber eher mit ihr selbst zu tun, keiner Resignation, sondern einer ruhigen Gewissheit den eigenen Erwartungen gegenüber.
Schon früh sei ihr bewusst gewesen, sagt die Frau, dass sie ihre Eltern nicht mit einem normal-konformen Leben würde beruhigen können: „Ich mochte mich selbst nicht, ich wusste damals schon, dass ich allein bleiben würde.“
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