Zertrümmerter Alltag
Die britische Schriftstellerin Rachel Cusk analysiert in ihrem Buch "Danach" ihre Ehe und die Scheidung von ihrem Mann.
WOLFGANG SCHNEIDER
Manchmal habe sie sich gefragt, schreibt Rachel Cusk in ihrem Buch über Ehe und Trennung, „ob das moderne Familienleben mit seiner unerbittlichen Fröhlichkeit, seinem absolut unbegründeten Optimismus und seinem Vertrauen (…) auf das Prinzip der Liebe an dem Versäumnis scheitert, das menschliche Bedürfnis nach Krieg anzuerkennen und sich dagegen zu wappnen“.
Es mangelt nicht an solchen präzise formulierten, stachligen, den Frohsinn verweigernden Sätzen in „Danach“. Das Buch ist jetzt auf Deutsch kurz nach Cusks anderem autobiographischen Essay „Lebenswerk – Über das Mutterwerden“ in der vorzüglichen Übersetzung von Eva Bonné erschienen, was insofern ein Glücksfall ist, als beide Werke thematisch zusammengehören, auch wenn sie im Original 2001 und 2012 publiziert wurden. Für beide Bücher wurde die 1967 in Kanada geborene, in England lebende Schriftstellerin stark angefeindet.
Ungewappnet geriet Cusk in den Ehekrieg mit ihrem Mann, der hier nur X. genannt wird: „Unser Gespräch ist wie Rasierklingen zu kauen.“ „Danach“ heißt das Buch aber auch deshalb, weil vom „Vorher“ darin kaum die Rede ist. Es gibt keine ausgemalten Szenen einer scheiternden Ehe, keine Schuldzuweisungen und kein feministisches Nachtreten, auch wenn der Feminismus eine wichtige Rolle spielte in der Beziehung.
Es war allerdings nicht so, dass Cusks Partner den Ansprüchen an eine ebenbürtige Beteiligung bei der Familienarbeit nicht genügt hätte. Vielmehr verzichtete er den Kindern und dem Haushalt zuliebe auf die eigene Berufsausübung, sodass sich Cusk dem Schreiben widmen konnte. Er begriff es offenbar als eine Art feministischer Pflichterfüllung: „Er war überzeugt, in unserer Ehe die Rolle der Frau gespielt zu haben.“
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https://www.tagesspiegel.de/kultur/neues...g/25875062.html
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