Nacht für Nacht
Der Abend stößt die Bilder von der Brücke:
die Schattenscherben: in den Fluss der Zeit.
Auch du, Geliebte, gehst in tausend Stücke -
will ich dich halten in der Dunkelheit.
Die Sonne saust herab. Dein schöner Nacken!
Rot fällt dein Lächeln in den Korb der Nacht.
Dein Leib: der Torso Du: in den Versuchsbaracken.
Wer hat dich umgebracht?
Wer stand dabei, dein Sterben zu begaffen?
Wer schnitt dein Haar ab? Riss dein Herz heraus?
Ach, Nacht für Nacht muss ich dich neu erschaffen.
Kommst du nach Haus.
Verzweifelt hole ich dich aus den Flammen
der Scheiterhaufen. Schatten aus dem Stein.
Die Stirn, die Lippen füge ich zusammen.
Und Bein zu Bein.
Und bin geblendet dann von deiner Blöße.
Und sagte dir drei Worte ins Gesicht.
Selbst: Tod im Nacken: wachsendes Getöse.
Und du verstehst mich nicht.
Da fahre ich dir durch die wirren Haare.
Die Finger tauch ich in den tag, der blaut:
und schreibe dir das Wort – das große, unsagbare -
auf deine heile Haut.
Manfred Streubel
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