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Juri Andruchowytschs: Radio Nacht

#1 von Sirius , 03.01.2023 16:37

Juri Andruchowytschs: Radio Nacht

"Radio Nacht", der Roman des ukrainischen Schriftstellers Juri Andruchowytsch, zeigt eine Welt in tanzender Auflösung. Die Porosität des östlichen Mitteleuropa scheint immer wieder durch.
Juri Andruchowytsch ist eine der wichtigsten Stimmen der ukrainischen Gegenwartsliteratur. Der Gewinner der Goethe Medaille und des Hannah-Arendt-Preises hat 2015 in einem Interview erklärt, er könne nach den Protesten auf dem Maidan in Kiew 2014 keinen Roman mehr schreiben. Es ist anders gekommen. 2020 entstand "Radio Nacht", jetzt ist es auf Deutsch erschienen.

Wer dieses Buch liest, lässt sich auf einen Wahnsinnstripp ein, wird von Assoziation zu Assoziation geschleudert, schnappt literarische Bezüge auf, taucht in Räusche und schummrige Kellerkneipen: "Radio Nacht" ist ein literarisches Wimmelbild, im Zentrum: Josip Rotsky.
"Wenn Gott unser Vater ist, dann ist der Teufel unser Busenfreund. Sie hören Radio Nacht, am Mikrofon ist Josip Rotsky, alias Jos."
Schon der Name des Helden ist Zitat, Blaupause, zig-fach gebrochener Hinweis auf Joseph Roth, auf Max Brod, den Freund und Herausgeber Kafkas, auf den Revolutionär Trotzki, die ukrainische Stadt Brody, natürlich den Nobelpreisträger Joseph Brodsky.
Der ukrainische Autor Juri Andruchowytsch setzt eine Laterna Magica in Gang, durch die das alte Habsburg aufblitzt, das mittel-osteuropäische Vielvölkergemisch, und auch die Ukraine, ohne dass sie explizit erwähnt wird. Josip Rotsky ist ein Jedermann, Revolutionär, Pianist, Rockmusiker, Philosoph, in jungen Jahren Pornodarsteller. Die Handlung? Die Jagd auf dieses Phantom mit den verschiedenfarbigen Augen.
Es war wie in einem langatmigen, gezogenen, überhitzen, klebrigen Arthouse-Film. Ein Film ohne Handlung, vielmehr ein Film, dessen Handlung ausschließlich aus Bewegung besteht.

Josip Rotsky ist aus seinem von einer Revolution und Konterrevolution erschütterten Land in ein anderes geflüchtet, wohnt jetzt in einem Karpaten-Städtchen namens Nashorn - Ionesco lässt grüßen. In einem uralten Haus am Fuß eines Schlosses, das jahrhundertelang Folterkeller war und heute einen angesagten Club beherbergt. Chef des feuchten Etablissements ist ein teuflischer Typ namens Meph. Natürlich schließen Jos und Meph einen Faustischen Pakt.
"Jos", sagte Meph, "ich bin Ihr langjähriger Fan, nicht Ihr alter, sondern Ihr uralter Fan, auch wenn Sie daran zweifeln mögen, ob davon irgendwo auf der Welt überhaupt noch welche übrig sind."

Weiterlesen:

https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Jur...owytsch102.html


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Sirius
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