Aus für Werkverträge: Tönnies gründet 15 Tochterfirmen für die Produktion
Der Fleischkonzern will Mitarbeiter über Tochtergesellschaften direkt anstellen. Kritiker fürchten, die neue Konstruktion soll das alte System aufrechterhalten.
Es ist ein plötzlicher Sinneswandel, den Clemens Tönnies durchlebt hat. Lange hatte sich der Chef von Deutschlands wichtigstem Schlachtbetrieb gegen das geplante Verbot von Werkverträgen in der Fleischindustrie gewehrt. Nun will er mit dem „Sofortprogramm Werkverträge“ den Wandel in der Branche anführen. Ein Blick ins Handelsregister zeigt: Die Vorbereitungen laufen schon.
Tönnies kündigte an, bis Ende des Jahres alle Arbeiter in der Schlachtung, Zerlegung und Verpackung mit einem direkten Arbeitsvertrag anzustellen, also nicht mehr über Subunternehmen. Der Schlachtkonzern hat diese Woche eine ganze Reihe von Tochterfirmen beim Amtsgericht Gütersloh eintragen lassen, die dabei helfen sollen.
Sie heißen „Tönnies Production“ und sind mit den römischen Ziffern von eins bis 15 durchnummeriert. Als Gegenstand der Gesellschaften wird die Herstellung und der Vertrieb von Fleischwaren aller Art angegeben – einschließlich der Schlachtung, Zerlegung und Kommissionierung sowie die „Be- und Verarbeitung zu handelsfähigen Endprodukten“.
Bislang waren die Arbeiter in diesen Bereichen vor allem über Werkverträge angestellt. Bei einem Werkvertrag trifft etwa ein Schlachthofbetreiber mit einem Subunternehmer eine Vereinbarung über die Schlachtung einer bestimmten Anzahl Tiere für ein bestimmtes Entgelt. Wie und mit wie vielen Arbeiter er dies umsetzt, bleibt dem Subunternehmer überlassen.
Weiterlesen:
https://amp2.handelsblatt.com/unternehme...n/26014542.html
Anmerkung André Tautenhahn: Der Bericht des Handelsblattes über die Gründung der Tochterfirmen datiert vom 17. Juli. Das Arbeitsschutzkontrollgesetz hat Minister Hubertus Heil dagegen gestern vorgestellt. Der Verdacht liegt nahe, dass die bereits erfolgte Gründung von Tochterfirmen eine vorweggenommene Reaktion auf dieses Gesetz ist, das zwar ein Verbot von Werkverträgen ankündigt, Ausnahmen aber zulässt. Warum es diese Ausnahmen gibt, müsste der Minister noch einmal erklären. Parallel dazu erwägt die Fleischwirtschaft eine Klage gegen das Gesetz. Das sieht wiederum sehr nach einem üblichen Ablenkungsmanöver aus.
In den Fleischfabriken weiß man halt nie, wer da wirklich die Schweine sind.
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