Josepha Mendels
Puppen sind besser als Männer
Ein Leben zwischen Holland und Paris: Josepha Mendels’ außergewöhnlicher Emanzipationsroman „Rolien und Ralien“-
ULRICH RÜDENAUER
Der Vater ist ein Patriarch; er hätte sich einen Jungen gewünscht, bekommen hat er lauter Töchter. Die Mutter: ein fremdes Wesen. Die Schwestern Agnes und Mieke sind älter, frecher, vernünftiger. Bleiben Rolien nur die Puppen: Zu denen hat das Mädchen an der Schwelle zur jungen Frau eine innige Beziehung, besonders zu einer namens Dora.
Das andere, nahe Wesen existiert nur in ihrem Kopf, aber dort dominiert es: Immer wieder funkt es dazwischen, gibt gute Ratschläge und strenge Anweisungen, lässt sich nicht mehr abschütteln. Ralien heißt dieses zweite Ich; eine zuweilen lästige Doppelgängerin, von der Rolien in Josepha Mendels’ Roman „Rolien und Ralien“ niemand erzählen kann.
Überhaupt hätte Rolien so viel zu erzählen und mehr noch zu fragen. Denn das Erwachsenwerden besteht aus lauter Rätseln: Was hat es mit den Bekannten der Eltern auf sich, was etwa mit dem seltsamen Notar, der sie mitten auf den Mund küsst und eine obskure Äußerung tut: Selbst wenn sie zehn Jahre älter wäre, wüsste er immer noch nicht, was er tun sollte, sagt er.
Männer gehören ohnehin in eine eigene Kategorie. Sie sind Rolien suspekt, und sie mag sie nicht. Bei Frauen ist das anders. Vor allem ihre Lehrerin Clara Balto hat es ihr angetan; mit ihr entstehen die ersten Tagträume.
„Rolien und Ralien“ ist der autobiografisch geprägte, mit einer naiven, schwebenden Zärtlichkeit geschriebene Debütroman der niederländischen Schriftstellerin Josepha Mendels. Bei Erscheinen des Buches 1947 hatte Mendels schon ein bewegtes, unkonventionelles Leben hinter sich.
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https://www.tagesspiegel.de/kultur/josep...r/26263596.html
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