MERAL KUREYSHI „FÜNF JAHRESZEITEN“
Eine Frau im Dazwischen
Unbestimmtheit als Lebensgefühl, und auch die Sprache fließt: Meral Kureyshi beschreibt in „Fünf Jahreszeiten“ die Situation eines anhaltenden Übergangs.
Die Erzählerin arbeitet als Aufseherin in einem Kunstmuseum. Sie ist jung, hat ihr Studium nicht beendet, der Job ist eher etwas für den Übergang. Sie lebt mit einem Mann zusammen, Manuel, und liebt einen anderen, Adam, aber dauernd bei Adam sein möchte sie auch nicht.
Die „Fünf Jahreszeiten“ von Winter bis Winter, die Meral Kureyshis Roman den Titel geben, zeigen eine Frau im Dazwischen, nicht unzufrieden ist sie, aber auch nicht glücklich. Sie lebt in der Schweiz, man erfährt davon durch den Namen des Flusses in der Nähe des Museums, Aare, sie reist der Liebe und der Kunst wegen auch an die Seine und die Spree. „Ich bin mit jedem Menschen anders, das kann ich beobachten, passe mich an wie ein Chamäleon, meine Gesten, meine Mimik, sogar meine Tonlage ändert sich.“
Der Roman hat keine Handlung im Sinne eines nacherzählbaren Plots, auch wenn die Heldin natürlich etwas tut. Sie ist erwachsen, aber noch nicht an einem Platz im Leben festgewachsen. Das Dazwischen ist Teil ihrer Biografie. Ihre Großmutter-Erinnerungen sind mit anderen Farben und Gerüchen, auch mit einer Moschee verbunden. Ihr Vater ist schon eine Weile tot, „Baba“ heißt er in ihren Gedanken. Die Mutter ist ungehalten, als sie im Telefonat auf einmal deutsch spricht. „Bitte entschuldige, sage ich in ihrer Sprache, meiner Muttersprache, eine Sprache, die sich langsam auflöst, bis wir keine Sprache mehr zusammen haben werden, meine Kindersprache, unsere Familiensprache.“
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https://www.fr.de/kultur/literatur/eine-...n-90127541.html
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