Babs scheint eine von diesen Wesen gewesen zu sein, welche ich früher gerne, - schamlos meinen Exotenbonus ausnutzend -, dem wahrhaft Existenziellen näher brachte: Jesuslatschen, lange Haare, immer mit Gitarre und bekifft – so etwas wollten diese durchgestylten Tanten gerne auch mal ausprobieren. Und dann gab es Honga-honga-honga mit Schmackes! Am liebsten unter der Bühne, ein traditioneller Ort für jede Form der Interaktion zwischen den Feindgeschlechtern, und Scheiß auf das Designerröckchen!

Scheint aber auch nur. Die von Dir angesprochene Klientel hab ich nie kennengelernt, habe aber trotzdem ein äußerst angenehmes und glückliches Leben geführt. Ich weiß auch nicht, was daran verderblich sein soll, sich adequat zu pflegen und sich mit schönen Dingen zu umgeben. Wem es beliebt, ungepflegt herum zu laufen, Tabak und Drogen zugetan zu sein, mir ist das egal. Jeder soll nach seiner Facon seelig werden. Allerdings muss man auch entsprechend meinen Lebensstil akzeptieren.
Vorteil meines Lebensstils ist allerdings, dass ich niemals die Welt verbessern wollte. Ich war und bin mit der vorhandenen zufrieden und ich denke nicht daran, mich in meinem Alter noch für irgend etwas zu echauffieren ( das Einzige wäre, wenn Jimmy Choo und Manolo Blahnik plötzlich im Supermarkt angeboten würden ).

Bin doch bloß neidisch.

Im Ernst? Nun, ich entstamme der mittleren Oberschicht und schätze genau wie Du den Luxus. Wer sagte nochmal (Tucholsky?): Wenn die Leute wüssten, wie geil maßgeschneiderte Schuhe sind, hätten wir morgen die Revolution. Ich weiß, wie geil maßgeschneiderte Schuhe und Anzüge sind.

Und ändern will ich weder Dich noch mich. Na gut, mich vielleicht ein ganz kleines bisschen.

Mein Mann trägt seit den 50er Jahren Moreschi. Mitte der Siebziger waren wir in Mailand in deren Show-Room. Und dort konnte man Moreschi nach seinen Wünschen anfertigen lassen.
Mein Mann hat ein Paar Loafer und ein Paar Monks anfertigen lassen und war begeistert.
Die Schuhe existieren übrigens immer noch.

Also, da kann ich nicht mehr mithalten. Ich musste mich in Sachen Anzug, Hemden etc. mit einem Armenier abfinden, der in England sein Gewerbe erlernte. Wer meine Schuhe herstellte, weiß ich nicht mehr so genau. Vermutlich ein russischer Raubkopierer. Tja...