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Matthias Nawrat: "Reise nach Maine"

#1 von Sirius , 10.08.2021 17:02

"Reise nach Maine"

In seinem Buch "Reise nach Maine" konterkariert Matthias Nawrat eine US-amerikanische Sehnsuchtslandschaft mit den Verstrickungen in die Familiengeschichte.

Hier einige Sätze aus dem Mutter-Sohn-Horrorkabinett: "Du magst mich nur als deine Mutter." Oder: "Du interessierst dich nicht für mich als Person." Oder auch: "Statt Dankbarkeit bekomme ich Hohn." Sie alle stehen so in Matthias Nawrats neuem Roman, seinem mittlerweile fünften, eingefügt in eine raffinierte Komposition, die uns Harmlosigkeit vorgaukelt. Dahinter blitzen ein leiser, absurd angehauchter Humor und die Wut über eine zumindest teilweise gescheiterte Biografie auf.

Matthias Nawrat, 1979 im polnischen Opole geboren, kam nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 1989 mit seiner Familie nach Bamberg. Die äußeren Lebensdaten decken sich mit jenen seines namenlosen Icherzählers, der noch dazu ebenfalls Schriftsteller ist. Im Sommer 2018, im Alter von 39 Jahren also, begibt er sich mit seiner Mutter auf eine Reise. Die beiden leben nicht mehr in der gleichen Stadt; auch der Vater hat die Mutter längst verlassen und sich einer anderen Frau zugewandt. Der Vorwurf der einsamen Mutter, der Sohn verbringe nicht gern Zeit mit ihr, mag ein Grund dafür gewesen sein, dass er dem Trip überhaupt zugestimmt hat. Also fliegen sie über den Atlantik. Geplant ist, eine Woche gemeinsam in New York zu verbringen. Dann würde der Sohn zu einem Roadtrip durch Neuengland aufbrechen, seine "Allein-Woche" nennt er das, um die Mutter dann wieder in New York zu treffen. Doch gleich nach der Ankunft eröffnet sie ihm, dass sie ihn auch bei seiner Reise in Richtung Maine begleiten wolle. Das ist der erste Knacks im ohnehin brüchigen Mutter-Sohn-Gefüge. Der zweite große Knacks folgt kurz darauf.
Gäbe es ein Lehrbuch für Dramaturgie, dann könnte Matthias Nawrat mit Reise nach Maine für sich beanspruchen, konsequent gegen alle konventionellen Spannungserwartungen anzuschreiben. Die große symbolische Verletzungsszene stellt er ganz an den Anfang: Im dunklen Apartment, das die beiden in New York beziehen, stolpert die Mutter über einen Hocker, knallt mit dem Kopf auf den Couchtisch und bricht sich die Nase. 

Weiterlesen:

https://www.zeit.de/kultur/literatur/202...roman-rezension


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Sirius
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