Lieben“ von Tomas Espedal
Erst der Tod macht das Leben intensiv
Der Norweger Tomas Espedal mischt lustvoll Wirklichkeit und Fiktion. Sein neues Buch „Lieben“ führt diese Technik an einen radikalen Punkt.
ULRICH RÜDENAUER
Die Frage nach dem Tod, dem „Übel des Todes“, seiner Beziehung zum Leben beschäftigt die Philosophie seit Jahrtausenden, im Grunde seit ihren Anfängen. Inwieweit ergibt das Leben einen Sinn, wenn an dessen Ende das Unvorstellbare steht? Und, anders gewendet: Wird das Leben erst sinnvoll, weil der Tod seine Grenze markiert – und das Lebendigsein so spürbar macht?
In dem neuem Buch des norwegischen Schriftstellers Tomas Espedal, ein Buch, das schlicht „Lieben“ übertitelt ist, fasst der Erzähler den Entschluss, in genau einem Jahr hinter sein Leben einen Schlusspunkt zu setzen – noch einmal alle Jahreszeiten erfahren, noch einmal alles zum letzten Mal sehen, noch einmal die Wahrnehmungsfähigkeit durch die Unwiederbringlichkeit einzelner Momente bis zum Äußersten reizen.
[Tomas Espedal: Lieben. Roman. Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Matthes & Seitz, Berlin 2021. 118 Seiten, 18 €.]
Er will den „guten Tod sterben“: „Nicht denjenigen, der jählings kommt oder als Unfall, oder als Krankheit, nicht denjenigen, den man verdrängt und verleugnet, sondern den Tod, dem man entgegengeht, den man wählt. Ich wollte sterben, während er noch voller Lebenskraft und geistiger Frische war, er wollte gern an einem Tag sterben, an dem er zufrieden war und es ihm gut ging.“
Wer das meisterhaft von Hinrich Schmidt-Henkel ins Deutsche übersetzte Werk des 1961 geborenen Norwegers Tomas Espedal in den letzten Jahren verfolgt hat, Bücher wie zuletzt „Das Jahr“ oder „Gehen. Oder die Kunst, ein wildes und poetisches Leben zu führen“, dem dürfte vieles in diesem Buch ziemlich bekannt vorkommen: Wieder ist da ein Erzähler, Schriftsteller von Beruf, der eine unglückliche Ehe hinter sich hat.
Weiterlesen:
https://www.tagesspiegel.de/kultur/liebe...v/27493084.html
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Und sehr empfehlen kann ich "Wider die Natur" und "Wider die Kunst", ältere Bücher von Tomas Espedal. Er schreibt so...schonungslos und doch lyrisch.
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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