Der Dieb von Bielefeld

Der von Bagdad hieß Abu und war ja nett. Der von Bielefeld heißt zufällig wie ich, - und ist selten nett gewesen.

Die erste Schandtat war das Einlösen von Mutters Rabattmarkenheftchen. Mit sieben! Er kaufte sich einen kleinen Plastikfallschirmspringer, der mit einer Zwille hoch geschossen wurde. Er fälschte ihre Unterschrift für die Schule und wurde auf dem Spielplatz wieder eingefangen. Er beklaute die Gäste, er plünderte die Alkoholvorräte, er rauchte mit 11 wie ein Schlot. Er knackte den Panzerschrank seines Stiefvaters (Türkei) und kaufte sich von den sorgfältig gehorteten Devisen einige Gitarren. Er brach in die Sommerresidenz eines Chemieprofessors ein um Orgien zu feiern. Er wurde vom Internat geschmissen, weil er Zigarettenautomaten mit einem Stielkamm leerte. Aus den Niederlanden wurde er ausgewiesen. Er versetzte einen Diamantring aus Muttis Schmuckschatulle für seine Reisekasse, um der Drogenlogistik (Iran, Irak, Pakistan, Afghanistan und Indien) hinterher zu hecheln, da ihm Apothekeneinbrüche zu riskant wurden, kam gelbgesichtig zurück, landete im Krankenhaus, deren Medikamentenausgabe auf der Station (Tabula C) daraufhin einen heftigen Schwindsuchtanfall erlitt.

Nee. Das alles ist fast unmöglich zu schildern. Wenn ich einen Charakter gehabt hätte, wäre er ein schlechter gewesen. Also ganz gut so.

Bah, was für ein Arsch!

Das ist Stoff für mindestens ein Buch, Karl-Ludwig. Ich finde, du solltest es schreiben.
Schon deine Zusammenfassung ist spannend. Und ich würde das Buch kaufen.

Sirius

Danke, aber ein Käufer reicht da nicht, selbst bei Premium-Edition.

Mir erschien kein Text bislang schwieriger. "Wie stellt man seine negativen Aspekte möglichst positiv dar" sollte es ja auch nicht werden.

Nee aber auch. Der Dieb von Bielefeld ist mir nicht sympathisch. Ob alle anderen auch so viele Scheintote im Keller horten?