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Etepetete

#1 von Karl Ludwig , 07.08.2021 09:58

Ich fange mal mit dem Wörtchen „Ich“ an, denn schließlich bin ich mir das größte Rätsel, welches ich kenne: Woher, wohin, warum …, halt diese ganzen Frageworte, einschließlich deren Synonyme, damit die akademische Ernsthaftigkeit gewahrt bleibt. Philosophen gehen nämlich so ähnlich vor: Redundanz, Zirkelschlüsse, Synonyme, Verdinglichung der Begriffe, also das Wort „Baum“ für wichtiger und konkreter halten, als den tatsächlichen Baum, - kurz, Philosophie eignet sich kaum zur Wahrheitsfindung, da methodisch völlig mangelhaft.

Und dann kommen die Physiker an und geben den Philosophen auch noch vages Recht: Letztendlich wären es nur Regeln, die den subatomaren Partikeln erklären, was Sache sei, woraufhin diese je nach Lust und Laune mal erscheinen und mal wieder verschwinden.

So sei der ganze Quatsch passiert. Da war nix, das Nix wurde aufgrund der innewohnenden Lust irgendwas zu sein, spontan zu etwas und das hat seitdem damit zu tun, weil die Zeit gleich mitgeliefert wurde.

Ich sollte aufhören Hawking zu lesen. Ich kapiere den sowieso nur kaum, ich konsumiere bloß den Kontakt zu einem Genie.

Aaaaaber: Ich verstehe immer mehr, warum ich so bin wie ich bin. Ich lasse mal die Genetik und die Epigenetik außen vor. Mutti hat dennoch Schuld: Sie hat mich geliebt! Und ich übernahm daraufhin viele Aspekte ihrer Sicht auf die Dinge und Menschen.

Nein, sie war nicht offensichtlich Etepetete, sie hatte Stil. Aber dahinter war sie Upper-Klassenbewusst.

Ich hingegen konnte mir Upperklassenleben nicht bezahlen. Deswegen artete es bei mir in Etepetete aus: Eine überhebliche Geziertheit, leicht invers, da ich trotzig das Abgeglotterte präferiere. Und obwohl ich jahrelang als Handwerker gearbeitet hatte, ist mir jeder Malocher ein Mensch, der eine Stufe unter mir auf der Evolutionsleiter rumhampelt. Ich bin höflich, kann mich kumpelhaft geben, aber insgeheim denke ich nur: Wie kann man nur so blöde sein und keine Ahnung haben. So wie leider ich auch!

Aber ich weiß zu mindestens, dass ich ahnungslos bin. Deswegen bin ich klüger und mehr wert als ihr. Ja, so fühl-denkt es mich tatsächlich, wenn ich mal nachbohre. Ist mir wirklich unangenehm. Ich wäre lieber edel und weise.

Ich kann halt nicht mit viel Eigentum angeben. Bis auf die Gitarre bekam ich alles geschenkt. Wirklich! Rechner, Klavier, Ikea-Sofa, Musikanlage, das ganze Leben an und für sich.

… und also muss ich mit Charakter schachern.

Schwierig. Echt schwierig, so als opportunistisch-, arrogantes Mamma-Kapitalisten-Söhnchen von bescheidener Selbsterkenntnis.

Ansonsten aber geht es mir gut. Behaupten jedenfalls meine 2D-Elefanten von hinter der Tapete. Als Teesieb könne ich auch jederzeit einen Kamilletee aufgießen, das wär doch ein echter Grund, sich nicht hinter einen fahrenden ICE zu schmeißen.

Das mit dem Trösten und Motivieren haben die jedenfalls nicht auf dem Zettel. Ihr etwa?

Behaltet es dann besser für Euch, denn ich glaube es jetzt schon nicht; - und außerdem ist mir eh nicht zu helfen.


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RE: Etepetete

#2 von Karl Ludwig , 08.08.2021 10:04

Nachts wache ich manchmal mit Muskelkrämpfen auf und humpele dann eine Runde spazieren auf dem Gelände. Aus fast jedem Schlafzimmerfenster blinkt die Glotze und randaliert. Blah und Blah und Penk und Bumm und Kreisch und es mag ja daran liegen, dass es in den Jahren, welche man leichtsinniger Weise „Die Prägenden“ nennt, in der Türkei kaum Fernsehen gab und außerdem war damals alles andere viel interessanter:

Also, ich würde endgültig durchdrehen, wenn ich bei solch einer Geräuschkulisse einschlafen sollte, egal wie bekifft ich auch bin.

Natürlich muss dieser nutzlose Grübler in mir sofort nach Mustern suchen. Der wurde werkmäßig mit eingebaut, hat Hörner, ist giftgrün und ein guter Bekannter vom Überich, diesem Moralapostel, der auch die ganze Zeit über verwerfliches Gebaren bei mir diagnostiziert. Erstens hört und sieht man nicht hin, wenn die Nachbarn privat sind und denkt sich auch nicht dabei. Schon aus Gründen des Selbstschutzes. Zweitens: Ein Jeder kehre vor eigener Tür, da gibt’s genügend Dreck dafür (Gutemine aus Asterix).

Pah!

Sie sind einsam! Und zu faul ihr eigenes Kopfkino einzuschalten. Sie lauschen nicht dem regelmäßigen Atem des/der Nebenliegendem/n. Das wiederum ist mir nachvollziehbar. Ich habe auch immer ein gemeinsames Bett für übertrieben gehalten. Und bei gewissen, die Körpermitte betreffenden Aktivitäten, braucht es kein Kingsizebett.

Aber sie schlafen ja nicht absichtlich alleine. Sie erhoffen sich Erfüllung im Hormone-Duett. Glaube ich jedenfalls, so wie hier die Junggesellen aufdrehen und strunzen, sobald eine eventuell vakante Dame am Horizont auftaucht.

Die Glotze ist nur symbolisches Befriedigen von möglicher Weise realen Bedürfnissen (A. Janov), so wie fast jeder Mensch in der falschen Richtung nach Glück sucht. Ich bestimmt auch, kann es nur nicht ändern, selbst wenn ich es durchschaue. Mein neurotisches Potential kann nur verschoben werden, - nicht verringert!

Hm. Die Frauen, welche nicht da sind, haben also Schuld, wenn hier nachts die HirnZuScheißMaschinen ihre Gebühren abarbeiten? Hört sich so logisch an wie „Südlich vom Südpol“, oder: „Eine Sekunde bevor die Zeit entstand“.

Irgendwie verblüffen mich manche Rituale immer noch. Vielleicht sterben sie ja irgendwann wieder aus, so wie Klapproller aus Aluminium für die langen Bürowege oder die Schwänzchen an den Autos um eventuelle elektrostatische Energie abzuleiten. Auch Autoaufkleber mit den Umriss von Sylt sehe ich immer seltener.

Gewaltige Umbrüche lauern also in den unbeleuchteten Ecken der Zukunft. Hawking phantasierte von zukünftigen Cybermenschen, welche selbstreproduzierend das Universum besiedeln könnten, wenn es uns „Natural born humans“ hier zu mulmig wird.

Schade eigentlich, dass ich das kaum noch miterleben werde.

Ihr aber auch nicht!


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RE: Etepetete

#3 von Sirius , 09.08.2021 17:20

Ich bin eigentlich ganz froh, dass ich nicht mehr miterleben muss, was die Idioten um mich rum noch alles anstellen, um ihren fetten Arsch zu mästen und alles den Bach runtergehen zu lassen, wenn es denn nur Profit bringt. Das Gute ist, dass das nicht aufzuhalten ist, wie viel Geld man auch immer anhäufen mag.

Beim Lesen deiner Zeile kommen sie mir wie eine Kolumne vor aus einer Tageszeitung, die regelmäßig über sich selbst berichten, sich aber von jeder Schuld aufgrund der Umstände freisprechen. Das machst du nicht und das ist das Angenehme daran. Denn alle, die das lesen, einschließlich ich, sind ja selbst die wichtigsten Personen im Universum, von den aneignungsberechtigten Personen mal abgesehen, die es nicht mal richtig bis in den Weltraum schaffen, die Stümper.
Somit bewahrst du immer, dass die Sympathie auf deiner Seite ist, selbst wenn der Leser selbst einer dieser Idioten ist, die sich ihrer eigenen Ahnung entziehen.
Also kann ich mich ganz auf den Unterhaltungswert deiner Zeilen berufen.
Läuft!

Sirius


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RE: Etepetete

#4 von weegee , 09.08.2021 20:31

Hochgradig philosophisch. Oder auch anti-philosophisch. Und dadurch wieder hoch-philosophisch. Man lese 1984, dann versteht man vieles, was heute so passiert oder eben nicht. Natürlich ist es das bequemste, sein Hirn abzugeben und diese Leere mit Fast-Food-Bildern zu füllen, die anschließende geistige Verfettung und Diabetes bleibt da allerdings nicht aus. Unser TV oder auch DIE SCHÜSSEL ist seit einem halben Jahr kaputt. Mich schert es nicht, die Freundin auch nicht. Wenn man etwas gezielt sehen will, wie z. B. 1984, gibt es noch Streaming. Und wo's kein Streaming gibt, gibt es Dreaming.

Gut gebrüllt, Löwe! (aus Shakespeare - "Sommernachtstraum")

O schöne, neue Welt! (aus Shakespeare - "Der Sturm")

Jörn


Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)

 
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