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Rebecca Makkai: Finde den Schatz

#1 von Sirius , 15.11.2021 17:05

Finde den Schatz
Rebecca Makkai erzählt von einem vergessenen Maler und großer Liebe. Die Rahmenhandlung stört dabei eher

In diesem Roman verbirgt sich ein Schatz, den seine Autorin nicht gehoben hat. Der Schatz wartet darauf, entdeckt und eines Tages verfilmt zu werden. Er erzählt von der Liebe einer amerikanischen Kunststudentin zu einem vergessenen Maler aus der Pariser Schule, ein Freund Modiglianis und Soutines. Sie lernen sich vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs kennen. Die Maler lieben Nora, diese verrückte Amerikanerin, die ihnen Modell sitzt und eigene Ambitionen hat, man könnte auch sagen: Sie hatte ein drittes Auge, aus dem ihre Liebe zu Ranko Novak blüht, der ihr so bald wieder genommen wird, aus dem Krieg verstört zurückkehrt und sich bald darauf umbringt. Nora träumt davon, dass die ihr überlassenen Bilder eines Tages an der Seite von Modiglianis Skizzen und Soutines Porträts ausgestellt werden, sodass ihre Liebesgeschichte unsterblich werde.

Der Stoff erinnert an zwei Filme: Der englische Patient und Himmel über der Wüste. Er lebt von Rückblenden aus der Erinnerung der nun über 90-jährigen Nora, die die ihr überlassenen Skizzen der berühmten Maler als Vorlass einer Universitätsgalerie in Chicago übereignen will. Der schwule Kurator Yale kümmert sich um die Sache, eine komplizierte Geschichte, weil die nächsten Angehörigen Noras die Bilder lieber versilbern würden und die Universitätsbürokratie dummerweise einen direkten Draht zu den neidischen Angehörigen Noras hat. Das Timing hat Qualitäten. Die frühen Jahre der Liebe in Paris, der junge schwule Kunstgalerist, dem Nora von ihrer Liebe erzählt und der selbst von Liebeskummer zerrissen ist, das hätte Chancen für einen epischen Kinofilm, in dem neben den Bildern vom Anfang des letzten Jahrhunderts das Aids-Drama in Zeitlupe sich entfaltet.
Den Auftakt gibt eine Trauerfeier für den jungen Comiczeichner Nico, ein Neffe Noras, einer jener Männer, die die ganze Welt verzaubern konnten, flamboyant, lebenslustig und mit so vielen Gesichtern, dass er sich jeden Tag für ein neues entscheiden konnte. So stelle ich ihn mir vor, weil ich in den frühen 80er Jahren in Berlin ähnliche Talente auf- und verblühen sah: Jürgen Baldiga, Eberhard Bechtle und Ronald Schernikau, um nur drei zu nennen.
Die Trauerfeier für Nico lese ich wie die Choreografie einer tanzenden Kamerafahrt durch die Trauergemeinde. Aber leider fehlen der Autorin die dafür erforderlichen Gaben. Sie erzählt die Geschichte wie ein namenloser Archivgehilfe, der aus den großen Kisten voller Requisiten verständnislos Kram holt und mit der dürren Aufzählung so tut, als ließe sich damit eine Geschichte erzählen.

Weiterlesen:

https://www.freitag.de/autoren/hans-huett/finde-den-schatz


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Sirius
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