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Albert Ostermaier „Teer“

#1 von Sirius , 29.11.2021 16:59

Albert Ostermaier „Teer“

Der pandemischen Einsamkeit stellt Albert Ostermaiers schillernde Lyrik die Macht der Worte entgegen.
Das Herz schlägt – gegen die Stille, gegen die unermessliche Einsamkeit. Wo ein Ball ohne spielende Kinder auf den Straßen liegt und nur noch kalter Wind durch menschenleere Städte zieht, geht von ihm das einzige Licht aus: Es ist das romantische Feuer der Liebe, das in Albert Ostermeiers gänzlich unter dem Eindruck der Pandemie verfassten Lyrikband „Teer“ alles am Leben hält.

Seine Leuchtkraft zieht dieses Feuer aus dem Du, das jedoch zumeist in weite Ferne gerückt ist. Mal taucht es noch in einem verruchten Barsong auf, mal wird es als Chiffre für vergangene, erotische Nächte aufgerufen. Oder es zeigt sich schlichtweg in einer Erinnerung an einen Pullover mit dem „roten faden in der / schreibenden hand der mich / ins labyrinth geführt hat wäre / ich dir nicht so ungeheuer / gäbe es einen ausweg“. So sieht möglicherweise die ernüchternde Fassung eines modernen Ariadnemythos aus. Die Schnur dient eben nicht mehr der Rettung des Geliebten, sondern vielmehr als Sinnbild für dessen Abhängigkeit von einer Frau, die ihn verlassen hat.
Ostermaier belegt mit solcherlei leichtfüßigen Zitaten nicht nur den breiten Anspielungsreichtum seiner Texte, die mitunter Georg Büchners „Wozzeck“, den Elektra-Stoff und Filmklassiker wie „Der Himmel über Berlin“ oder „Der andalusische Hund“ streifen, sondern gleichsam sein hehres Verständnis von Poesie. Immer wieder erscheint in seinen Miniaturen die blaue Blume, also jenes Zentralmotiv der Romantik für die Dichtung selbst. Sie blüht bei ihm dort, wo der unwirtliche Winter die Landschaft begräbt und wo die Sehnsucht nicht zu stillen ist.

Das Buch:
Albert Ostermaier: Teer. Gedichte. Suhrkamp, Berlin 2021. 119 S., 18 Euro.


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Sirius
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