Nach fast zwei Jahren Pandemie ist Deutschlands Corona-Zahlenchaos peinlicher denn je
Auch nach knapp zwei Jahren Pandemie gelingt es den Gesundheitsämtern und Laboren in Deutschland nicht, mit dem Coronavirus und seinen Mutationen Schritt zu halten. Angesichts der Omikron-Dynamik ist das nicht nur peinlich, sondern ebenso gefährlich.
Wieder einmal weiß in Deutschland niemand so genau, was das Virus gerade so treibt - auch nicht der Gesundheitsminister. Der versucht nämlich laut Medienbericht gerade verzweifelt, den einzelnen Bundesländern doch noch ein paar vernünftige Daten über das aktuelle Pandemiegeschehen zu entlocken. Als "Omikron-Dynamik, die mir große Sorgen macht – und die in den offiziellen Zahlen nicht zutreffend abgebildet ist", beschrieb Karl Lauterbach die aktuelle Corona-Lage am Mittwochvormittag der "Bild"-Zeitung.
Es ist peinlich, dass die neue Regierung und die alten Länderchefs wie schon im vergangenen Jahr die Trägheit ihrer Gesundheitsbehörden über die Weihnachtsfeiertage geflissentlich übersehen oder geduldet haben.
Es ist aber vor allem grob fahrlässig - angesichts der offensichtlichen Gefahr durch die Omikron-Variante und angesichts des Alarmzustands, in den das Land in den Wochen zuvor versetzt wurde.
Es braucht jedoch nicht den Alarmmelder Lauterbach, um zu erkennen, in welchem Blindflug sich das Land bei der Überwachung von Omikron derzeit befindet. Gerade einmal drei Prozent der positiven Corona-Proben wurden laut dem aktuellen RKI-Wochenbericht in der Kalenderwoche 49 mittels Genomsequenzierung untersucht, um die Verbreitung von Omikron einzuschätzen. Mehr als ein körniges Lagebild ergibt sich daraus leider nicht.
Eine Tatsache, der sich schon die letzte Regierung bewusst war. Genau deswegen besserte sie nach. Bei einer Pandemielage wie der aktuellen mit weniger als 70.000 Neuinfektionen am Tag sollen laut "nationaler Surveillance-Verordnung" bis zu zehn Prozent der positiven Proben in einer Kalenderwoche sequenziert werden. Bei mehr Fällen immerhin noch bis zu fünf.
Doch gerade jetzt, wo vollständige Informationen mehr denn je als Basis gebraucht werden, um angemessene Präventiv-Maßnahmen zu treffen, scheitert die Corona-Politik nicht zum ersten Mal an diesem Mindestziel.
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https://www.focus.de/gesundheit/kommenta...d_32523310.html
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