Johann Ludwig Ambühl:
Lied einer Schnitterin
Laß dich schneiden, laß dich schneiden,
Ernte, reif und warm:
Sieh, ein Mädchen voller Freuden,
Sammelt dich im Arm.
Daß sich Fleiß und Arbeit nähre,
Reift dich Sonnenstrahl.
Falle, falle, goldne Ähre!
Alles fällt einmal.
Abends bindt man dich in Garben,
Führt dich jauchzend heim:
Menschen kamen auch und starben;
Alles kehret heim.
Einst auch fall ich, Schnittermädchen,
So dahin, dahin –
Und es regt sich wohl kein Blättchen,
Daß ich nicht mehr bin.
Aber Frühlingsodem wehet
Über Grab und Flur,
Und aus toter Hülle gehet
Schönere Natur.
Falle, falle, goldne Ähre!
Reif vom Sonnenstrahl;
Trink zur Letze diese Zähre,
Unter Sang im Tal.
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