Kontrollversagen? Schlachtabfälle auf bayerischen Feldern
Im Landkreis Eichstätt sollen rund 13.000 Tonnen Schlachtabfälle illegal in einer Biogasanlage entsorgt worden sein – auch aus einem Tönnies-Schlachthof. Gärreste aus der Anlage landeten als Dünger auf Feldern. Warum fiel das lange nicht auf?
Die Biogasanlage in Paulushofen im Landkreis Eichstätt soll zwischen 2017 und 2020 Schlachtabfälle verarbeitet haben, ohne dass dafür die notwendige Genehmigung des Landratsamts vorlag. Nach BR-Recherchen handelte es sich um Blut, Magen-Darminhalte und sogenannte Flotate, die bei der Abwasserreinigung eines Schlachthofs anfallen.
Ein Großteil der Schlachtabfälle kam von einem Schlachthof in Weißenfels in Sachsen-Anhalt, der zum Fleischkonzern Tönnies gehört. Mehr als 450 Fahrten soll es von dort nach Paulushofen gegeben haben. Das geht aus internen Unterlagen hervor.
Bei jeder Schlachtung fallen Abfälle an. Bei einem Schwein sind rund 20 Prozent des Schlachtgewichts nicht verzehrbar. Fachleute nennen dieses Material "tierische Nebenprodukte". Das Bundesinstitut für Risikobewertung schreibt auf BR-Anfrage, tierische Nebenprodukte aus Schlachthöfen können Krankheitserreger und antibiotikaresistente Bakterien enthalten. Diese können auf Pflanzen und Lebensmittel übertragen werden, wenn Gärreste aus Schlachtabfällen als Dünger ausgebracht werden. Experten gehen davon aus, dass das potenziell auch für Menschen gefährlich sein kann.
Nach Tierseuchen wie BSE regelt eine EU-Verordnung die korrekte Verwertung und Entsorgung von tierischen Nebenprodukten. Demnach können Biogasanlagen bestimmte Schlachtabfälle annehmen, um durch die Vergärung Gas zu gewinnen. Viele dieser Abfälle müssen hygienisiert – also erhitzt – werden, damit die Gärreste aus der Biogasanlage so sicher wie möglich sind.
Die Biogasanlage in Paulushofen durfte unter anderem Speisereste, etwa aus der Gastronomie, und Gülle aus dem eigenen landwirtschaftlichen Betrieb in die Anlage einfüttern. Für Magen-Darminhalte oder Flotate, die u.a. von Tönnies geliefert wurden, lag keine Genehmigung vor. Das bestätigt das Landratsamt Eichstätt. Die Abfälle wurden also illegal verarbeitet. Allein innerhalb eines Jahres wurden Gärreste auf einer Fläche von mehr als 300 Hektar als Dünger ausgefahren.
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https://www.br.de/nachrichten/bayern/kon..._eid=7a83bdcc66
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