Stiller Tod – Europas Pestizidproblem und das Artensterben
Europa steckt fest in einer toxischen Beziehung. Denn Landwirtinnen und Landwirte nutzen massiv Ackergifte, um Nahrungsmittel anzubauen und die Menschen in Europa zu ernähren. Der Pestizideinsatzes hat gefährlich Folgen und ist dennoch in großem Umfang erlaubt. Kann sich die EU von Pestiziden lösen, bevor es zu spät ist?
“Wir befinden uns in einer Biodiversitätskrise. Arten sterben schneller aus als je zuvor in den 65 Millionen Jahren seit der Auslöschung der Dinosaurier durch einen Meteoriten. Und es geht immer schneller,” warnt der Biologieprofessor der Universität Sussex, Dave Goulson, der vor allem zu Insekten forscht. Die machen zwei Drittel aller bekannten Arten aus und seien auch entscheidend für den Bestand anderer Arten. Denn sie bestäuben Pflanzen.
Das immer mehr Arten verschwinden, hat auch damit zu tun, wie wir uns heute ernähren. Die heute produziert die industrielle Landwirtschaft unsere Nahrungsmittel – auch auf Kosten der Umwelt. Landwirte sprühen Pestizide und Düngemittel über riesige Landstriche, während Wälder für den Getreideanbau abgeholzt werden. Das zerstört Ökosysteme europaweit. Neben Ackergiften trägt auch der Klimawandel entscheidend zu der drohenden Katastrophe bei.
Monatelang haben die Reporterinnen und Reporter von Investigate Europe mit Forscherinnen, Landwirten, Politikerinnen und Industrievertretern gesprochen. Zusätzlich haben wir Lobbydokumente, Gesetzesunterlagen und wissenschaftliche Studien analysiert. Wir kamen zu einem eindeutigen Ergebnis: Der massive Einsatz von Ackergiften schadet Pflanzen, Tieren und sogar dem Menschen. Doch Europa verdrängt sein Pestizidproblem bislang. Die EU hat aktuell mehr als 400 verschiedene Ackergifte zugelassen. Der europäische Markt für Pestizide ist einer der größten der Welt. Im Jahr 2019 wurden Giftstoffe im Wert von zwölf Milliarden Euro gehandelt.
Dass dieses das Artensterben beschleunigt, wird bisher nur wenig erwähnt. Doch nun formiert sich Widerstand. Europäische Bürgerinnen und Bürger verlangen, dass sich etwas ändern muss. Die Initiative „Rettet Bienen und Bauern!“ unterschrieben mehr als eine Millionen Menschen. Sie fordert, den Einsatz chemischer Pestizide bis zum Jahr 2035 zu beenden. Unterdessen versuchen bereits erste Gemeinden in Europa, die Landwirtschaft ihrer Region neu auszurichten. Die Reporterinnen und Reporter von Investigate Europe besuchte Bauern von Portugal über Norwegen bis nach Polen und Griechenland. Sie klagten häufig, dass es noch an bezahlbaren Alternativen zu herkömmlichen Ackergiften mangele.
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https://www.investigate-europe.eu/de/202..._eid=7a83bdcc66
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