SOZIALE UNGLEICHHEIT
Akzeptiertes Elend
Ideologen der »Wohlstandsgesellschaft« kritisieren den Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands
Auf der einen Seite sind die Medien voll von Warnungen aus Politik, Verbänden und Expertenkreisen vor wachsender Armut der Massen dank Inflation und nachhinkender Lohnentwicklung, auf der anderen Seite wird der aktuelle Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands (siehe Bericht und Kommentar in: junge Welt, 30.6.2022) ganz forsch mit halbseidenen Argumenten zurückgewiesen. Das soll jemand verstehen!
Inzwischen wird man bereits über »Wärmehallen« informiert, die einzelne Kommunen für den Winter vorbereiten – Bild erinnert sogar schon an die »Wärmestuben« aus der Great Depression 1929/30. Die Verantwortlichen gehen nämlich fest davon aus, dass sich viele Menschen demnächst die steigenden Heizkosten nicht mehr leisten können. Und dass es haufenweise Armut im Lande bei wachsendem Reichtum gibt, ist eigentlich nicht zu übersehen. Dafür bräuchte es keine besondere Forschung. Der Armutsbericht, den der Paritätische alle zwei Jahre erstellt, wurde ja auch in der Regel als Pflichtübung zur Kenntnis genommen, die keine große Debatte erforderte. Da ist das Echo in diesem Jahr um so erstaunlicher.
Als Stein des Anstoßes gilt jetzt schon die erste und zentrale Aussage des Sozialverbandes, dass die Armut im Lande bereits vor Beginn des Ukraine-Kriegs ein Rekordhoch erreicht habe: »Laut Paritätischem Armutsbericht 2022 hat die Armut in Deutschland mit einer Armutsquote von 16,6 Prozent im zweiten Pandemiejahr (2021) einen traurigen neuen Höchststand erreicht. 13,8 Millionen Menschen müssen demnach hierzulande derzeit zu den Armen gerechnet werden, 600.000 mehr als vor der Pandemie. Der Paritätische Wohlfahrtsverband rechnet angesichts der aktuellen Inflation mit einer weiteren Verschärfung der Lage und appelliert an die Bundesregierung, umgehend ein weiteres Entlastungspaket auf den Weg zu bringen, das bei den fürsorgerischen Maßnahmen ansetzt: Grundsicherung, Wohngeld und BAföG seien bedarfsgerecht anzuheben und deutlich auszuweiten, um zielgerichtet und wirksam Hilfe für einkommensarme Haushalte zu gewährleisten.«¹
In seinem Bericht stützt sich der Verband auf die Daten des Mikrozensus 2021. Für diesen befragt das Statistische Bundesamt in regelmäßigen Abständen ein Prozent der Bürger, die verpflichtet sind, an dieser Befragung teilzunehmen. Aus Pandemiegründen wurde sie diesmal nicht vor Ort, sondern zum Teil telefonisch durchgeführt; es gab auch Änderungen, die auf die Vereinheitlichung solcher Erhebungen im Rahmen der EU zurückzuführen sind. Entsprechend der EU-Konvention stützt sich der Paritätische auf die »relative Armutsdefinition«, wonach eine Person als arm gilt, wenn sie über weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens verfügt.
Weiterlesen:
https://www.jungewelt.de/artikel/431801....rtes-elend.html
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