Femizide: Wie schutzlos sind Frauen in Deutschland?
Jedes Jahr werden in Deutschland mehr als 100 Frauen ermordet, von ihren Partnern oder Ex-Partnern. Also fast jeden dritten Tag gibt es eine Frauentötung, den Versuch die Partnerin oder Ex-Partnerin zu töten, gibt es laut Polizeistatistik jeden Tag: Um Macht auszuüben, sich für eine Trennung zu rächen oder einfach aus verletztem Stolz.
In Dänischenhagen, Schleswig-Holstein, ermordet im Mai vergangenen Jahres Hartmut F. seine getrenntlebende Ehefrau Hanna. Mit einer Maschinenpistole trifft er sie 48 Mal, sieben Kugeln treffen ihren neuen Freund. Sie sind beide auf der Stelle tot. Danach fährt Hartmut F. zu einem Bekannten, den er für das Scheitern seiner Ehe verantwortlich macht, und tötet auch ihn.
Dieser Fall sorgte bundesweit für Aufsehen, weil die Tat so brutal war. Auch wenn drei Menschen sterben, ist es ein klassischer Femizid. Also die Tötung einer Frau, weil sie eine Frau ist. Hartmut F. wollte sich offenbar dafür rächen, dass sich seine Frau nach gut 15 Jahren Ehe von ihm getrennt hatte. "Er wollte die Kontrolle wiedererlangen", sagt Dilken Celebi vom Deutschen Juristinnenbund. Sie beschäftigt sich seit Jahren mit partnerschaftlicher Gewalt und Femiziden. "Dass seine Frau einen neuen Partner hatte, damit kam Hartmut F. offensichtlich nicht klar. Das hat zur Eskalation seines inneren Konfliktes geführt. Deshalb hat er seine Frau und den neuen Partner getötet."
Dabei hatte alles sehr harmonisch angefangen. Hanna und Hartmut lernten sich in der Uni kennen, beide studierten Zahnmedizin in Kiel. Sie war 25, er gut fünf Jahre älter. Sie ziehen schon nach wenigen Wochen zusammen, heiraten und erwarten ihr erstes Kind. Am Ende hatten sie vier Kinder und lebten idyllisch auf einem renovierten Resthof am Westensee in der Nähe von Kiel. Hätte der Mord an Hanna F. verhindert werden können?
Im Jahr 2020 starben 139 Frauen aufgrund von partnerschaftlicher Gewalt - also jeden dritten Tag wird eine Frau durch ihren Partner oder Ex-Partner getötet. Und aus polizeilichen Statistiken ist zu sehen, dass es jeden Tag den Versuch einer Tötung gibt. Schaut man genauer hin, geht aus den Zahlen auch hervor, dass Gewalt in Partnerschaften zu 90 Prozent Frauen betrifft.
Nach der Trennung übt Hartmut F. massiv Druck auf seine Frau aus. Er fährt ihr hinterher, fängt sie ab und, wie sich später herausstellt, überwacht er sie sogar mit einem Peilsender. Auf der anderen Seite hat er selbst Affären und führt eine Art Doppelleben. Er misst hier also offenbar mit zweierlei Maß. Die Trennung ist häufig ein Trigger - viele Männer geben sie später als Grund für den Mord an. Vorher eskaliert die Situation aber meist schon mindestens einmal.
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