Heimatlos (1936)
Max Herrman-Neiße
Wir ohne Heimat irren so verloren
und sinnlos durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen plaudern vor den Toren
vertraut im abendlichen Sommerwind.
Er macht den Fenstervorhang flüchtig wehen
und läßt uns in die lang entbehrte Ruh
des sichren Friedens einer Stube sehen
und schließt sie vor uns grausam wieder zu.
Die herrenlosen Katzen in den Gassen,
die Bettler, nächtigend im nassen Gras,
sind nicht so ausgestoßen und verlassen
wie jeder, der ein Heimatglück besaß
und hat es ohne seine Schuld verloren
und irrt jetzt durch der Fremde Labyrinth.
Die Eingebornen träumen vor den Toren
und wissen nicht, daß wir ihr Schatten sind
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Uhhh --- das ist stark. Vielen Dank fürs Hevorkramen. 1936, natürlich die Ausgrenzung alles Andersartigen durch deutsche Faschisten. Aber man KANN es auch generell auf alle AUSSERHALB jedweder Gesellschaft beziehen, seelisch Heimatlose: Künstler, Gedichteschreiber, Zirkusclowns etc. Das macht das Gedicht zeitlos, aktuell.
Und ja --- die Ausgegrenzten (wollen sie wirklich dazugehören?)... sind die Schatten der Etablierten. Schatten sieht man, aber man kann sie nicht packen. Also Freiheit?
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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