Donald Antrim: „An einem Freitag im April“
Donald Antrim hing schon in der Luft, nur eine Hand noch am Geländer. Sein Buch „An einem Freitag im April“ erzählt von seiner Rettung
Der US-amerikanische Schriftsteller Donald Antrim hat sich sein neues Werk aus der Seele geschnitten, als eine Art Brief an den Leser, die Leserin abgeschickt und Marija gewidmet: „An einem Freitag im April“ heißt das Buch und erzählt „Eine Geschichte von Suizid und Überleben“.
Antrim hat jene Marija Ende 2016 kennengelernt und ein Jahr später geheiratet. Der Text kommt am Schluss zu sich selbst und schildert den Augenblick, in dem er beendet wird. Es ist eine idyllische Szene: „Ich bin mit Marija zu Hause. Sie sitzt am Klavier, und ich sitze auf dem Wohnzimmersofa und schreibe dir. Der Klang des Klaviers ist satt und voll, und ich spüre die Schwingungen durch den Fußboden hindurch und in der Luft. Die Schwingungen sind Chopin, Janácek oder Bach. Auch ich schwinge; es ist eine Hör- und Gefühlswahrnehmung: Elektrizität, Therapie, Harmonie.“
Die Szene ereignet sich in derselben Wohnung wie die, mit der das Buch beginnt und die anderthalb Jahrzehnte zurückliegt. Da flieht Antrim vor seiner damaligen Lebensgefährtin aus der Wohnungstür, aber nicht hinaus auf die Straße, wo diese ihn vergeblich suchen wird, sondern nach oben, zum Dach und zur Feuertreppe, an deren Geländer er sich hängt, um sich fallen zu lassen.
Antrim schildert das Ringen, wie er probehalber eine Hand löst, sich immer wieder auf das Dach zieht, sich ausmalt, wie lange der Fall dauern und wie sein Körper zwischen dem Müll auf dem Hinterhof zerschellen würde. Seine Hände zerschrammen zunehmend und bekommen Blasen. Er sieht, wie die Leute auf umliegenden Dachterrassen ihre Feierabend-Cocktails trinken und überlegt, was sie wohl denken werden, wenn sie ihn da kraxeln und hängen sehen. „Ich wollte nicht sterben, hatte nur das Gefühl, ich würde, solle oder müsse sterben, und ich hatte meinen Schmerz und meine Gründe, meine Gewissheiten.“ Fünf Stunden dauert der Kampf. Dann schafft er den Weg zurück in die Wohnung auf zerrissenen Socken. Dort warten besorgte Freunde, nehmen ihn in Empfang und bringen ihn in die Psychiatrie.
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