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Santiago Lorenzo: Wir alle sind Widerlinge

#1 von Sirius , 01.03.2023 16:50

Santiago Lorenzo: Wir alle sind Widerlinge

Der vierte Roman von Santiago Lorenzo, "Wir alle sind Widerlinge", wurde zur Sensation: Eine Viertelmillion Exemplare wurden allein in Spanien verkauft. Nun ist das Buch in deutscher Übersetzung erschienen.
2015 in Madrid: Manuel, ein Mann Mitte 20, verletzt in Notwehr einen Polizisten. Aus Angst vor einer Haftstrafe taucht er in einem verwaisten Bergdorf unter. Amüsant und doch auch berührend beschreibt Santiago Lorenzo, wie der technisch versierte Eigenbrötler Manuel sich in einem Haus einrichtet, in dem es anfangs nicht einmal Strom gibt. Den einzigen menschlichen Kontakt hat Manuel per Handy zu seinem Onkel, dem Erzähler des Romans. Der organisiert aus Madrid für seinen Neffen die wöchentliche Lieferung von Lebensmitteln und beschafft ihm einen Job als Konversationstrainer, der mit Spanisch-Lernenden übers Telefon spricht. Mit diesen Einnahmen kommt der genügsame Manuel über die Runden. Je weniger er hat, desto glücklicher ist er. Bis eine laute, reiche Familie aus Madrid ein Nachbarhaus im Dorf für die Wochenenden mietet und Manuels Ruhe stört. Erbost schmiedet er Rachepläne.

Auch der Autor lebt in einem Bergdorf und leidet unter Nachbarn aus Madrid: "Wie könnte man unbemerkt ein Haus sabotieren? Diese faszinierende Frage stand am Anfang meines Romans. Ich selbst zerstöre manchmal etwas Kleines der Wochenend-Dorfbewohner, die es einfach verdient haben. Besonders gerne nehme ich ihre Schilder mit der Aufschrift 'Achtung, Alarmanlage!' ab und werfe sie ihnen ins Haus. Damit signalisiere ich ihnen: 'Deine verdammte Sicherheit ist gar nichts wert!' So fühlen sie sich unwohl. Und eines Tages verschwinden sie dann. Ich liebe Sabotage."
Manuel sabotiert das Haus der Nachbarfamilie während ihrer Abwesenheit. Er versteckt etwa tierische Innereien als Stinkbomben in den Rollladenkästen und verstopft die Abflussrohre mit Spachtelmasse. Bis Manuel es übertreibt und zum gefährlichen Widerling wird, muss man als Leser immer wieder laut auflachen. Denn zuvor hat der spanische Autor die Familie beißend satirisch als abstoßend dargestellt. Für diesen Menschenschlag erfindet Manuel gar ein eigenes Wort: die Vulgst.

Weiterlesen:

https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Wir...lorenzo114.html


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Sirius
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