März-Nachmittag
Bleiweiß die Fläche, Wolken-überflaggt,
darein zwei Segel schwarze Furchen graben.
Zwei Uferbäume ragen hochgezackt,
die frühes Traumgrün auf den Zweigen haben.
Zwei Hunde keuchen übers Ufergras
und wollen eine heiße Stunde jagen.
Zwei Schüler kommen, schlank und bücherblaß,
die scheue Liebe wie zwei Leuchter tragen.
Ein junger Dichter wacht auf einer Bank
und spricht, die Hände um sein Knie gefaltet:
“Wie sind die Dinge heute sehnsuchtskrank!”
Und als er aufblickt, hat sich neu gestaltet
die Welt und ist erschütternd tränenblank.
“Was” ruft er “hat mein Herz denn so zerspaltet!”
Ernst Wilhelm Lotz
(* 06.01.1890, † 26.09.1914
Reset the World!
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Das ist sehr schön, gefällt mir überaus gut. Das Gedicht ist wie ein Gemälde. Und abgeschlossen in seinem Rahmen und irgendwie auch ganz offen.
Und wieder ein mir bis dato Unbekannter. Auch so ein armes Schwein, das man von vorn bis hinten beschissen hat und dafür im Schützengraben krepiert ist. Mit 24. Wieviel ebenso schöne Gedichte hätte er noch geschrieben bei einem Todejahr, sagen wir 1975?
Jörn
Nicht erst morgen, heute komm zum Rosengarten. (Pierre de Ronsard)
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