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Trittbrettfahrer der Inflation? Forscher sehen »übermäßige Gewinnmitnahmen« bei Lebensmittelherstellern
Die Preise im Supermarkt sind in den vergangenen Monaten explodiert. Das liegt nach Einschätzung von Experten jedoch nicht nur an gestiegenen Kosten. Die Unternehmen seien »hungrig nach Profiten«.
Die zuletzt stark gestiegenen Lebensmittelpreise treiben die Inflation und machen hierzulande fast 40 Prozent der Teuerung aus. Dahinter stecken dem Kreditversicherer Allianz Trade zufolge jedoch weitaus mehr Gründe als gestiegene Rohstoffkosten und Energiepreise. Die Verbraucherpreise haben laut einer Analyse des Unternehmens nämlich deutlich darüber hinaus zugelegt. »Übermäßige Gewinnmitnahmen« der Unternehmen hätten spürbar zur Lebensmittelinflation im vergangenen Jahr beigetragen, sagte der Inflationsexperte von Allianz Trade, Andy Jobst.
»Es scheint zunehmend Anzeichen für Gewinnmitnahmen zu geben sowie unzureichenden Wettbewerb in den Bereichen mit besonders starken Preissteigerungen«, sagte der Branchenkenner. Dabei gehe es zum Beispiel um Hersteller von Milchprodukten und Eiern, aber auch um nicht-saisonales Gemüse und Obst.
Mehr als ein Drittel der Verteuerung in den vergangenen Monaten könne in Deutschland nicht mit den traditionellen Treibern wie den Rohstoffkosten oder der Entwicklung der Energiepreise erklärt werden, sagte Jobst. Europaweit lagen die Lebensmittelpreise seiner Analyse zufolge im ersten Quartal um knapp 15 Prozent über dem Vorjahresniveau, in Deutschland sogar um rund 22 Prozent.
»Wir beobachten, dass insbesondere Lebensmittelhersteller hungrig nach Profiten sind. Sie haben die Preise wesentlich stärker erhöht als die Einzelhändler«, sagte der Allianz-Trade-Branchenexperte Aurélien Duthoit. Die Lebensmittelproduzenten hätten in Deutschland 2022 rund 18,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr aufgeschlagen, der Lebensmitteleinzelhandel dagegen »nur« 12,6 Prozent.