Hier um die Ecke, keine 1.000 Meter entfernt, hat die Natur etwas rumgedölmert. In der Mitte eines weitgehend, abgestorbenen Waldes liegt ein kleines Sumpfgebiet unter Naturschutz, was man an den vielen Plastiktüten voll Abfall leicht erkennen kann.
Manchmal betrete ich dieses Gruselgehölz, setze mich auf einen umgestürzten Stamm und blicke gedankenverloren auf das Mahnmal der Vergänglichkeit jeglichen Seins, - das tröstet mich über diese Alltage voller Irritationen hinweg. Für alles, was uns heute so anfrisst, auffrisst und versucht in den Wahnsinn zu treiben gilt: Der Schnee von heute ist morgen der Schnee von gestern. Was ist, das verfällt, kaum dass es lebt. Gilt auch für Steine. Tja, so isses. Kaum geboren, schon verloren. Der Kreislauf des Seins ähnelt eher einem Amoklauf.
Wobei allerdings Kinderlachen definitiv nicht zu dazu gehören sollte.
Ich pirsche mich näher. Das Lachen bleibt, aber es sind keine Kinder zu sehen. Nur einige Eidechsen huschen umher. Das Gehölz selber schweigt sich vornehm aus. Ich reibe mir die Augen. Ja! Es sind die Echsen, welche kichernd Fußball mit leicht angeditschten Glasmurmeln spielen.
Dann ertönt ein Pfiff und ein erwachsenes Männchen zeigt aufgeregt im meine Richtung. Alle stülpen sich ein Aluhütchen über den Kopf. Ein Babbelfisch fliegt vorüber, den ich mir greife und ins Ohr stecke. Nun kann ich verstehen was diese kleinen Schuppentiere so rufen: „Huch, ein Mensch. Wir müssen uns vor seinen Gedankenemissionen schützen. Viele Leute behaupten nämlich, dass wir die Weltherrschaft anstreben.“
„Lass uns so tun, als wären wir Balla-Wuppdich, dann kommt er nicht auf die Idee, wir könnten auf so eine Idee kommen. Lass uns eine Polonaise veranstalten und AfD-Fahnen schwenken.“
Es sah grässlich aus.
Ich ging in die Hocke und griff mir einen der Fahnenschwenker. Dann sah ich ihm starr in die Augen und sagte mit ernster Stimme:
„Also, ich weiß nicht. Im Grunde seid ihr mir nichts anderes als entartete Gullimumpfen, und die wollten immer schon an die Macht. In meiner Wohnung üben sie dafür. Und ihr wohl hier draußen?“
„Nein. Der Nachwuchs soll hier in der Natur auf natürliche Weise erfahren, dass es mehr gibt als Blubberdenken und Sozialmedia. Nämlich - unabhängig von Indoktrination, Hass-Emission, und Mangel an Steaks: Die Lebensfreude! Die Selbsterfahrung von Spaß an der Sache. Was sollen wir mit Macht? Wir sind keine Menschen! Und auch keine Gullimumpfen.“
Beruhigt lustwandele ich wie geläutert wieder Richtung Bett. Als Ausrede jedenfalls taugen Reptilien nur eingeschränkt. Die sind zu abergläubisch. Meine Sternenschildkröte zuckte bloß mit den Schultern (Was übrigens für so ein Tier eine echte Leistung ist) und meinte nur, dass die Leute selber Schuld hätten. Und alle Drachenähnliche wären es ziemlich satt, ständig als Begründung herzuhalten.
Doch seitdem ich die Führer dieser Welt mit meiner neu erworbenen X-Ray-Brille etwas genauer inspiziere, fällt mir doch ein gewisses schuppenkeskes Etwas an ihnen auf.
Vielleicht sind die Echsen ja tatsächlich an der Macht und ich wurde schon wieder verarscht.
Zehn Weise können nicht einen Idioten ersetzen!
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Nein, du wurdest nicht verarscht. Tatsächlich greifen die Kakerlaken zur Macht, die niedrigste Form der primitiven Lebensformen, sieht man mal von den darunterliegenden Formen ab, die keine Weltherrschaft anstreben.
Immerhin hast du noch Rückzugsorte, wo du dich abseits der menschlichen Dummheit intelligenten Alternativen zuwenden kannst.
Mich freut es, dass du wieder schreibst um deinetwegen, um unserwegen, um des Schreibens wegen.
Und diese vergnüglichen Geschichten bleiben ja für immer - im Gegensatz zu den Berufsidioten.
Sirius
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