#Faktenfuchs: Gut die Hälfte der Geflüchteten von 2015 arbeitet
2015 sind so viele Menschen nach Deutschland geflüchtet wie nie zuvor. Sie würden nur die Sozialsysteme belasten, behaupten manche. Dabei gelingt die Integration der Geflüchteten in den deutschen Arbeitsmarkt besser als früher. Ein #Faktenfuchs.
Über dieses Thema berichtet: BR24 am 23.02.2023 um 07:00 Uhr.
Darum geht's:
Etwa 55 Prozent der Geflüchteten, die 2015 nach Deutschland kamen, sind hier heute erwerbstätig.
Ihre Integration in den deutschen Arbeitsmarkt verläuft damit laut Experten schneller und erfolgreicher als bei Geflüchteten in den 1990er Jahren.
Fluchtmigration kostet den deutschen Staat Geld. Investitionen in die Integration lohnen sich laut Ökonomen aber.
Deutschland ist ein Einwanderungsland, seit Jahrzehnten kommen Menschen aus unterschiedlichen Gründen in die Bundesrepublik. 2015 waren es so viele Zuwanderer wie nie zuvor: Rund 2,1 Millionen zählte das Statistische Bundesamt. Knapp die Hälfte davon zog aus anderen EU-Ländern nach Deutschland, rund 962.000 Personen. 2015 war aber auch das Jahr, in dem viele Geflüchtete hier Schutz suchten. 890.000 Asylsuchende wurden laut Bundesinnenministerium registriert.
Sieben Jahre später, 2022, flüchteten noch mehr Menschen nach Deutschland: Allein 1,1 Millionen Ukrainer zählte das Statistische Bundesamt. Trotzdem steht nicht 2022, sondern 2015 wie kein anderes Jahr für die sogenannte Flüchtlingskrise. Und obwohl Geflüchtete selbst im damaligen Rekordjahr 2015 nicht die größte Gruppe unter den Zuwanderern stellten, standen und stehen sie im Fokus der Migrationsdebatte. Immer wieder behaupten manche, Geflüchtete wanderten nur in die Sozialsysteme ein.
Ein User schreibt etwa auf Twitter: “der anhaltende Fachkräftemangel trotz Flüchtlingszustrom seit 2015, wobei ein Großteil der Flüchtl immer noch nicht arbeitet, sondern Sozialsys. belastet, zeigt dass wir nur qual. arbeitsflüchtl. benötigen, der Vorschlag von den grünen/spd verfehlt dieses ziel #staatsbürgerschaft” (sic!)
Auch führende Politiker verbreiteten das Narrativ: So sprach Markus Söder vor der Landtagswahl 2018 wiederholt von einem angeblichen “Asyltourismus”, bevor er nach massiver Kritik bekanntgab, den Begriff künftig nicht mehr zu verwenden.
CDU-Chef Friedrich Merz kritisierte im Herbst 2022 einen angeblichen “Sozialtourismus” ukrainischer Geflüchteter. Belege dafür fehlten, wie dieser #Faktenfuchs zeigt, und Merz entschuldigte sich schließlich für seine Äußerung.
Das Narrativ, Geflüchtete kämen nur, um den Sozialstaat auszunutzen, ohne selbst einen Beitrag zu leisten, erhält nun Aufwind. Der Hintergrund: die von der Ampel-Regierung geplante Reform der deutschen Staatsbürgerschaft. Unter anderem sollen Hürden wie Sprachanforderungen gesenkt werden, doppelte Staatsbürgerschaft soll künftig möglich sein.
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