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Ralf Rothmann: "Die Nacht unterm Schnee"

#1 von Sirius , 19.07.2022 16:44

Ralf Rothmann: "Die Nacht unterm Schnee"

Ralf Rothmann beschließt seine Kriegs-Trilogie mit "Die Nacht unterm Schnee“. Eine junge Frau wird auf der Flucht aus Danzig vergewaltigt - und lässt sich die Lebenslust trotzdem nicht nehmen lässt. 
FRANZISKA WOLFFHEIM

Die Schatten, die der Zweite Weltkrieg wirft, sind lang, weit über das Kriegsende hinaus. „Wahrscheinlich sind Menschen, die einmal im Krieg waren, lebenslang im Krieg, und die einmal fliehen mussten, sind für immer wurzellos“, heißt es in Ralf Rothmanns neuem Roman. Es ist ein bildgewaltiges und lebenspralles Buch, wie wir es von Rothmann kennen.
„Die Nacht unterm Schnee“ ist der Abschluss seiner Trilogie über Krieg und Nachkriegszeit, nach „Im Frühling sterben“ (2015) und „Der Gott jenes Sommers“ (2018). Einigen Figuren aus den Vorgänger-Romanen begegnet die Leserin jetzt wieder.
Elisabeth Isbahner, die Hauptfigur, ist das, was man ein Luder nennen würde: frivol, eitel, lebenslustig, impulsiv berechnend. Vor ihrer Heirat schläft sie mit diversen Männern, hinterher sind es zwar weniger, aber moralische Skrupel kennt sie nicht. Sie arbeitet in einer Gaststätte am Kieler Hafen, flink und umsichtig, und doch scheint die notorisch Fröhliche etwas Dunkles in sich zu tragen.
Später zieht sie zu ihrem gutmütigen, zurückhaltenden Mann Walter aufs Land, der als Melker auf einem Gutshof arbeitet. Dass sie das Landleben eigentlich hasst und keine Lust hat, ihr Leben auf einem Melkschemel zu fristen, belastet nicht nur sie, sondern auch die Ehe. Trotzdem bleiben die beiden zusammen und bekommen zwei Kinder.

Elisabeth ist eine launische Mutter, die ihre Kinder regelmäßig schlägt, oft wegen Nichtigkeiten. Später wird sie ihre Prügelattacken vor sich selbst und anderen herunterspielen, mehr als ein „Klaps“, so Elisabeth, war das doch nicht. Was Walter nur ahnt: Die jüngere Tochter, die an einer Nervenkrankheit leidet, ist nicht sein Kind, der Vater ist der Gutsbesitzer.
Es ist ein geschickter Schachzug des Autors, dass er die Biografie seiner sprunghaften Hauptfigur weitgehend von einer anderen Frau erzählen lässt, nämlich von der Ich-Erzählerin des Romans, Luisa. Ihre Eltern betreiben die Gaststätte, in der Elisabeth kellnert. Die beiden Frauen werden Freundinnen, und die etwa fünf Jahre jüngere Luisa schaut auf Elisabeth, ihre Affären und Lügengeschichten immer mit einer Mischung aus Wohlwollen und Befremden.
Aus dieser Perspektive des ironischen Abstands erleben wir die Hauptfigur, für die Moral und Anstand so fremd sind wie die Euter der Kühe, mit denen sie sich mehrere Jahre abplagen muss. Dass Luisa, die Intellektuelle, ein ganz anderes Leben führt als Elisabeth – sie wird Bibliothekarin, heiratet ihren Literatur-Professor – , führt zu einer immer größeren Distanz zwischen den beiden Frauen.

Weiterlesen:

https://www.tagesspiegel.de/kultur/ralf-...e/28514054.html


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Sirius
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