Werner Herzog: Die Zukunft der Wahrheit
Filmregisseur Werner Herzog schreibt über die Wahrheit als Suche und Expedition ins Unbekannte. Das Schöne an dem Buch: Man kann sich treiben lassen wie auf einer Wanderung.
von Peter Helling
Vorne auf dem Bucheinband: ein Pinguin, verschwindend klein, vor einem schneebedeckten Bergmassiv, als wolle er da hinauf. Aber wie soll es das Tier anstellen?
Werner Herzog schreibt über die Wahrheit als Suche und Expedition ins Unbekannte. Und er nennt sie einen Prozess:
Wahrheit scheint mir eher als eine immerwährende Bemühung, sich ihr anzunähern. Als Bewegung auf sie zu, als ungewisse Reise, als Suche voll Mühe und Vergeblichkeit. Aber diese Fahrt ins Ungewisse gibt uns Sinn und Würde, sie ist es, die uns von den Kühen auf der Weide unterscheidet.
Der weltbekannte Regisseur liefert keine Definition von Wahrheit, sondern untersucht sie wie einen Gegenstand, der ihn fasziniert, wirft Licht darauf, aus verschiedenen Perspektiven - wie im Film.
Wer dieses schmale Buch aufschlägt, meint sofort, die sonore Stimme Herzogs mit dem bayerischen Akzent zu hören. Ein Buch über Wahrheit könnte schnell nach Lebensratgeber, nach Sonntagspredigt klingen. Werner Herzog raunt zwar in aller Seelenruhe, selbstgerecht wirkt er aber nie. Er untersucht die Wahrheit von Gefühlen, etwa die überwältigende Anteilnahme der Menschen am Tod Prinzessin Dianas. Er schreibt, dass Wahrheit in der Oper zu finden sei, ausgerechnet dort, wo völlig abstruse Geschichten verdichtet werden - die die Menschen zutiefst erschüttern.
Die Gefühle der Großen Oper kommen in dieser Art eigentlich gar nicht in der Natur, der Menschennatur, vor, aber wir besetzen diesen "undenkbaren" Kern mit der vollen Bandbreite von Gefühlen, die auf geheimnisvolle Weise irgendwie echt erscheinen, wahrhaftig.
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https://www.ndr.de/kultur/buch/tipps/Die...,herzog188.html
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